WÊÊtÊÊÊÊtSÊtÊ
— 35 —
Wir behaupten natürlich keineswegs, dass dieses
Schema, das die ganze Entwickelung des modernen Eigen
tums in einer notwendigerweise allzu einfachen Formel
darzustellen sucht — persönliches Eigentum, capitalisti-
sches Eigentum, sociales Eigentum —, sich streng und
für alle Fälle zutreffend an die ausserordentliche Ver
schiedenheit der Phänomene anpasst.
Wir sind die ersten, die zugestehen, dass die Marxsche
Lehre von der wachsenden Verelendung des Proletariats
lediglich eine Tendenz darstellt, die auf gehalten werden
kann und häufig auf gehalten wird durch Tendenzen, die ihr
entgegen wirken.*) Was aber festgestellt werden muss, be
vor wir, mehr ins einzelne gehend, den capitalistischen
Concentrationsprocess darlegen, das ist der organische
Charakter der Anschauung, die den collectivistischen
Theorieen zur Grundlage dient.
Dass es bei Marx z. B. im Communistischen Manifest
noch vereinzelte Stellen giebt, wo man die Spur der
Katastrophenutopieen wiederfindet, die das Manifest
gerade bekämpfen sollte, mehr oder weniger zahlreiche
Ueberbleibsel der Gewalttheorie, nach der die Revolution
tn die modernen Gesellschaften hineinbrechen sollte, wie
der „Dieb bei der Nacht“, das wollen wir gar nicht be
streiten;**) aber es bleibt darum doch nicht minder wahr,
dass die Marxsche Theorie im ganzen diesen Lehren
diametral entgegengesetzt ist: die Vergesellschaftlichung
der Productionsmittel und der Austauschmittel zum
Nutzen der Gesamtheit erscheint in ihr als die letzte Stufe
der Entwickelung des Capitalismus selbst, als die Consé-
quenz der vorausgesagten Expropriation der Kleinprodu
zenten durch die Grossen.
*) Karl Kautsky: Bernstein und das socialdemo
kratische Programm (Stuttgart 1899), pag. 114—128.
**) Vergl. dazu Ed. Bernstein: Die Voraussetzungen
des Socialismus und die Aufgaben der Socialdemokratie (Stutt
gart 1899), II. Cap.