I. Zoll- und Handelspolitik.
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3 nt Sciare 1861 begannen bte Verhandlungen über einen neuen Handels-
»etttag gmijcben bem godnetetn unb 81011^0(0^. ^)ie in biefen æet^anbínngen
enthaltene wirtschaftspolitische Annäherung Preußens an Frankreich von 1864 war
bet ÄnSbtnd bet fteibônbíet#en, abet a# bet anti=ö^^ettei^^if^^en Gttömung. @t
flelíte M in einen boppeiten @egenfab, nömlid) gn bem 0anbebßoetttag nom ^te
1853 mit Oeftetteicb, bet eine Zünftige BoGeinißnnß in 9lu§^^^^t genommen i,atte nnb
5n bet 1862 in bet SKotiibiü beginnenben fptnngmeifen @^0^1^ bet ametitanifd)en
@^^1^30^6. 3m Reime lag in biefcn ptenßif^^^tangö^^f^^cn %etbanbïnngcn bet
Austrag bes inneren politischen Gegensatzes zwischen Preußen nnb Oesterreich bet
Sc^titt gut politischen ^n§einanbetfe^^unß beibet mäd)te nnb gut Einigung sentid),
íanb§ enthalten. 9Inf fübbentfchet (Seite übetmogen bte Bebenfen gegen ba§ nene
Freihandelssystem nnb bte Sympathien für eine engere Zolleinigung mit Oesterreich
Sadiíid) fanbcn bamalß bie %efnt^^tnnßen in bet Uebetlegenbeit bet enaiifrfim '
französischen nnb belgischen Industrie ihre Begründung. Es wurde dies beim aneli
in fpäteten 3a#ef)nten tücthait§Io§ anetiannt, aüetbingë — nnb batin lient eiJ
Atonie be§ 6d,idfal§ - gn einet ^eit, alß bet ®ntnb, bie llebeticaenbcit
bet französischen und belgischen Industrie nicht mehr existierte. 9
9W) betn 3al)te 1866 biente ba§ ben Gäben' nnb %otben einiaenbe mitt,
fd)aftlid;e %anb, bet ^odoetetn, bet and) mäi)tenb be§ Rtiegg nnacfLt weiter
ücftanben i,alte, fomie ba§ #oüpatlament nnb bet Boübnnbeätat bagn bet nolitifdm,
einignng beß %eicheë ootgnatbeiten. linset engeteß %atetlanb batte nun bie ¿obc
ans ben Gab gn machen, ben einige ^ahtgehnte gnoot 8t. Bist einbtingíicb nnb nnet-
müdlich bem ganzen deutschen Volke gepredigt hatte, wie nämlich nach ben Lehren
bet Geschichte jederzeit bie materielle nnb geistige Wohlfahrt eines Volkes im gleichen
Verhältnis mit bet Ausdehnung seiner politischen Einigung nnb seiner kommerziellen
Verbindungen gewad)sen ist.
Zu Ansang bet 70er Jahre breitete sich, im direkten Gegensatz zu bet damals
freihänbletischen Reichstagsmehrheit, in mandan Industriezweigen, namentlich der
Baumwoll- und Eisenindustrie, bie Anschauung aus, baß ihr weiteres Gedeihen von
einer Zollverschärfnng abhänge. Mitte bet 70er Jahre trat Fürst Bismarck, wie
oben erwähnt, an bie „Finanzierung", bie finanzielle Selbständigmachung des Reiches,
anfangs mehr in der Richtung auf Finanzzölle und innere Verbrauchssteuern, sehr
bald jedock) auch in bet Richtung auf bie Umkehr in der Zollpolitik heran
Die Geschichte bet Zoll- nnb damit bet Wirtschaftspolitik Deutschlands hat
zwei Marksteine, mit denen eine Wendung ihren sichtbaren Anfang nahm, den
preußisch-französischen Handelsvertrag und Bismareks Kundgebung an ben Bundesrat
vom 15. Dezember 1878. Der erstere bezeichnete ben Sieg des liberalen Freihandels-
gebankens, die letztere die Umkehr. Nach der Gründung des Reichs war man darin
einig, daß man bie vielen Zolltarissätze — nach englischem Vorbild — allmählich
aus einige wenige Massenkonsumartikel beschränken müsse. „Finanzzölle an (Stoss,
bet Schutzzölle" mat bie Losung.
Deil Wendepunkt in der Reick)spolitik bezeichnet die eben etwähnte Ku nd-
g ebnn g vom Dezember 1878. In erste Linie wurde darin programmatisck) die
finanzielle Reform gestellt, b. i die Verminderung bet direkten Steuerlast durch Ver
mehrung bet aus inbireften Abgaben beruhenden Einnahmen des Reichs, wozu in
etfiet Binie bie ^^#11^ bienen foüte. %a§ ®ntfd)eibcnbe mat bie 3Biebetein=