II. Staatlicher Schutz der Unternehmer- und Arbeiterklasse.
43
Versandgeschäfte, die Wirtschaftsvereine der Offiziere und Beamten, später die Aus
verkäufe, der Gutscheinhandel u. s. f. Wie beim Handwerk nahm auch im Kleinhandel
die anfangs nur fallweise vorkommende Anbringung und Erledigung der verschiedenen
Einzelbeschwerden mit der Häufung der Bedrängnisse und Klagen, sowie dem Au-
ivachsen der bedrohten Existenzen, wodurch man auf Erforschung einer gemeinsamen
Ursache hingedrängt wurde, einen prinzipiellen Charakter an.
Es gibt kaum jemand, der den in ihrer Existenz Bedrängten sein Mitgefühl
versagt. So einig man aber in dem Wunsche zu helfen ist, so sehr war die prinzipielle
Stellungnahme Ende der 70er Jahre noch erschwert. Damals erschien der gebildeten
Welt das freie Spiel der Kräfte als die Gewähr fiir ein normales, gesundes
Wirtschaftsleben. Die Nächstbeteiligten tjofften Rettung von dem gegenteiligen Extrem,
dem der staatlichen Prohibition.
Allmählich gewann das Gefühl die Oberhand, der Gesetzgeber sei zu weit
gegangen. Man erkannte aber nicht, wo der Fehler liege und noch weniger, wie
man ihn ohne Verletzung des eben erst durchgeführten Grundgesetzes der Gewerbe-
freiheit abstellen könne.
3)Ie^^ltnfte be§ bei in bet mtitte be§ notigen ^a^^
Hunderts den Kern der sozialen Frage darstellte, bildeten: 1. die Lage und die Zu-
hmft be§ 2. bie %otweitbigteit unb öw^tnößigfeit bet
Stant##, Jet e§ int $ßege beë 3ttnftgwang§ obéi int BBege bei öuiüdbiöngwtg
bey Großkapitals. Die Meinungen über diese beiden Punkte sind für das Klein-
getoeibe i^ntc int gioßeit ititb gangen abgetläit; in be&itg ans ben mein^attbeí
auf feine beseitige Sage wie auf feine wiItf^^aft#olitifc%e 8ei)aubiung, 1)61^^
jedoch noch eine große Verworrenheit der Ansichten.
Heute betreffen die Hauptpunkte:
I. Die Diagnose.
1. Der kapitalistische Preisdruck.
2. Die fundamentale Umgestaltung der Konsumentenversorgung.
3. Besteht das Wesen der Bedrängnis in einer Existenznot?
II. Die Mittelstandspolitik; die staatliche Rettung der Kleinen vor der
Uebermacht des Großkapitals und dem kapitalistischen Preisdruck.
1. Ist überhaupt eine radikale Notstandsaktion begründet und erfolgreich? Jnteressen-
widerstreit.
2. Illoyale Konkurrenz. Weitere Ausdehnung des Wettbewerbgesetzes von 1896.
3. Das gewerbepolizeiliche Reglementieren; die gesetzestechnische Konstruktion.
4. Die radikalen Maßregeln und die „kleinen Mittel".
III. Das Parteiinteresse ander Rettung des M i t t e l st a nd e s.
Zu Anfang der 80er Jahre trat die Kleinhandelsbewegung, je mehr die Agrar
bewegung in dem Meinungs- und Parteienstreit an Terrain gewann und anderseits
der Liberalismus an Boden verlor, in den Vordergrund. Die Agitation organisierte
zunächst den Jahrzehnte alten Kampf gegen die direkten Bedränger, die Hau
sierer, sodann gegen die Detailreisendett, gegen Wanderlager und Konsumvereine-
später wandte sie sich gegen die neuaufkommenden großkapitalistischen Ver-
triebsmethoden, die Versandgeschäfte, die Ausverkäufe, Warenhäuser, Kouponszugaben
all das unter „unlauterem" Wettbewerb zusammenfassend. Der Kampf gegen
diesen Wettbewerb wurde — wie auf dem kleingewerblichen Gebiete der gegen die