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Ein paar überspannte Schneidergesellen, die sich ihr bißchen Gehirn
mit den kabbalistischen Formeln des „Kapitals" in Grund und Boden
ruinierten und hie und da ein bürgerlicher Berufsnationalökonom.
Adolph Wagner vielleicht und Schäffle und Adolf Held: ein als
„Kenner" sozialistischer Literatur seiner Zeit vielbewunderter Ordi
narius der Nationalökonomie in Bonn.
Aber was für einen Marx kannten diese wenigen?! Sicher
nicht den, der Marx selber sein wollte und als der er dann später
auch wirklich entdeckt wurde. Marx gehörte zu denjenigen Denkern,
die ihrer eigenen Meinung nach immer mißverstanden wurden. Selbst
in den Kreisen seiner nächsten Freunde stieß Marx nur auf geringes
Verständnis. Auch Lassalle, ein immerhin ganz gescheidter Kerl,
der doch gewiß auch den besten Willen hatte, in den Geist der
Marx'schen Lehren einzudringen, blieb ohne Erleuchtung: der Ab
schnitt seiner Schrift gegen Schulze-Delitzsch, worin er die „geistig
Quintessenz" der Marx'schen Theorie geben wollte, „enthält be
deutende Mißverständnisse", wie Marx nach Lassalles Tode fest
zustellen für notwendig erachtete.
Und gar erst die „Kleinen von den Seinen" ! Als sie 1875
mit Aufbietung aller ihrer geistigen Kräfte, für die deutsche (geeinte)
Sozialdemokratie ein Programm aus den Lehren ihres Führers
Marx herauszudestillieren sich redlich bemühten, bekamen sie die
Antwort aus London: es sei „ein durchaus verwerfliches und die
Partei demoralisierendes Programm", was sie da aufstellen wollten und
dazu eine Kritik, die alle ihre „theoretischen" Ansichten, die Marxisch
sein wollten, kurz nnd klein schlug.
Verstanden ihn seine Parteigänger nicht: wie sollten ihn seine
politischen Gegner verstehen, die er ja samt nnd sonders für Idioten
erklärte.