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Aus dieser historischen Auffassung nun aber ergeben sich für
Marx und für das Proletariat mit Sicherheit die Grundzüge des
Programms und der Taktik der sozialen Bewegung. Sie sind nur
„allgemeine Ausdrücke tatsächlicher Verhältnisse eines existierenden
Klassenkampfes", hatte das kommunistische Manifest in etwas lockerer
Fassung gesagt. Genauer gesprochen heißt das: Marxens Theorie
stellte die Verbindung her zwischen dem, was unbewußt, instinktiv
sich als proletarisches Ideal zu bilden begonnen hatte und dem, was
in der Wirklichkeit sich als Ergebnis der ökonomischen Entwicklung
beobachten ließ. Für die Taktik aber wurde der Gedanke bestimmend,
daß Revolutionen nicht gemacht werden können, sondern an be
stimmte ökonomische Vorbedingungen geknüpft seien, während der
Klassenkampf in seinen beiden Formen, — der politischen, von der
hauptsächlich im kommunistischen Manifest die Rede ist, aber auch
der ökonomisch-gewerkschaftlichen, für die Marx schon in der Misöre
eine Lanze gebrochen hatte — als Werkzeug erkannt wird, dessen
sich das Proletariat bedienen müsse, um in dem ökonomischen Um
gestaltungsprozesse seine Interessen zu wahren. Er spricht damit
aus, was jede proletarische Bewegung, die sich ihrer bewußt wurde,
als leitende Grundsätze anerkennen mußte. Sozialismus als Ziel,
Klassenkampf als Weg hörten aus, persönliche Meinungen zu sein
und wurden in ihrer historischen Notwendigkeit begriffen.
Anerkennen mußte? Warum muß das Ziel, das in der Form
des Ideals erscheint, für jede proletarische Bewegung notwendig der
demokratische Kollektivismus, d. h. die Vergesellschaftung der
Produktivmittel auf demokratischer Grundlage sein? Auf diese Frage
geben folgende Erwägungen die Antwort:
Die moderne soziale Bewegung strebt dasjenige an, was man
in das Schlagwort die „Emanzipation des Proletariats" zusammen -
Sombart, LebenSwrrk von Karl Marx. 2