Full text: Stenographischer Bericht über die Versammlung vom 12. Juni 1909 im Zirkus Schumann zu Berlin betreffend Reichsfinanz-Reform und Gründung des Hansa-Bundes

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Geh. Kommerzienrat Emil Kirdorf, Generaldirektor der 
Gelsenkirchner Bergwerksgesellschaft: 
Meine Herren! Mit grosser Befriedigung begrüsse ich diese 
gemeinsame Kundgebung der grössten wirtschaftlichen Kreise 
unseres Vaterlandes zur Abwehr unwirtschaftlicher Belastung 
infolge der im höchsten Masse bedenklichen Anträge der Reichs 
finanzreform. 
Die Abwehr ist am nötigsten für die Bergwerks- und Hütten- l 
industrie (sogen. schwereJ,TieSöh3ers für die erstere. Ihre Belastung 
wird ganz besonders schwer durch bedenklichst zunehmende 
unmittelbare Lasten (Steuern und Kosten der Arbeiterfürsorge — 
gesetzliche Pflichten) aber noch mehr durch die mittelbaren 
Lasten, * die eine übertriebene und falsch verstandene soziale 
Gesetzgebung und berg- und gewerbepolizeiliche Bestimmungen 
ihr auferlegen. Ihr Einfluss ist zwar schwer unmittelbar 
nachzuweisen, aber die steigende Richtung der Kohlengewin 
nungskosten spiegelt ihren Einfluss wieder und wird eine Gefahr 
nicht nur für die Kohlenindustrie sondern das ganze wirtschaft 
liche Leben, dessen Grundlage doch der Kohlenbergbau ist. 
40 044 994,31 M. gegen 29 174 176,54 M. (Hört! hört!) 
An Zahlen, möglichst knapp, meiner Gesellschaft (der 
Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien-Gesellschaft), will ich die 
bedenkliche Steigerung dieser Lasten Ihnen vor Augen zu 
führen suchen, betonend, dass die G. B. A. G.*) den günstigeren 
Durchschnitt des niederrheinisch-westfälischen Kohlenreviers dar 
stellt, und die Zählen vieler anderen Gesellschaften und Ge 
werkschaften ein noch trüberes Bild ergeben. 
Die Gesamtlasten der G. B. A. G. an Staats-, Gemeinde- usw. 
Steuern und der sozialen Gesetzgebung betrugen: 
im 1. Jahr 1873 104 235,92 M. oder 4,63 % des Reingewinns 
1880 173 106,70 .. „ 16,24 % „ 
1890 742 813,32 „ „ 18,38 °/ 0 „ 
1900 2 228 528,77 „ „ 23,64 % „ 
(Hört! hört!) 
1907 6 004 020,39 „ „ 34,76 % „ 
1908 7 065 595,43 „ „ 54,18% „ 
(Hört! hört!) 
also in 1908 gegen 1907 rund 1060 000 M. mehr bei fast 
unveränderter Erzeugung und Arbeiterzahl, während bei den 
Steigerungen der vorhergenannten Zeitabschnitte bezüglich der 
Gesamtzahlen die Vermehrung der Arbeiterzahl zu berücksich 
tigen ist. Betrachtet man die gewaltige Steigerung im letzten Jahre, 
so wird hierdurch noch greller beleuchtet, wie diese Lasten der 
sozialen Pflichten für den gesamten niederrheinisch-westfälischen 
Bergbau gestiegen sind, wenn ich nach dem Bericht des Vor 
standes der Sektion 2 der Knappschafts - Berufsgenossenschaft 
für 1908 (S. 56) anführe, dass diese Lasten in 1908 betrugen: 
*) = Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G.
	        
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