ÖSTERREICHISCHE STAATSDRUCKEREI
Bei der Auflösung der Öösterreichisch-ungarischen
Monarchie bot sich der Staatsdruckerei (damals
k. k. Hof- und Staatsdruckerei) gleidchwie den anderen
Staatsbetrieben, deren Produktion auf das große
Staatsgebiet eingestellt war, ein wenig erfreulicher
Ausblick auf die nahe Zukunft.
Die bisherigen Druckaufträge der gemeinsamen
Zentralstellen und der Behörden und Aemter aus den
Nachfolgestaaten fielen weg, der inländische amtliche
Bedarf an Wertzeichen und Drucksorten verringerte
sich so wesentlich, daß der Staatsdruckerei nur mehr
ein kleines Betätigungsfeld verblieb.
Für den vorhandenen Personalstand war zu wenig
Beschäftigung vorhanden. Dazu kam noch, daß der
Maschinenpark durch die ungeheure Ausnützung
während des Krieges, namentlich zur Befriedigung des
Jrucksortenbedarfes der Armee, so heruntergekommen
war, daß eine Erneuerung dringend notwendig erschien.
Die Anstaltsleitung war nun unermüdlich am Werke,
den Betrieb den geänderten Verhältnissen anzupassen.
Durch wiederholte Abbauaktionen wurde der Stand
der Beamten und Arbeiter wesentlich herabgesetzt.
Gleichzeitig wurden nach und nach an Stelle der ver-
alteten und abgenützten Werksvorrichtungen neue
angeschafft, welche ein rationelleres Arbeiten ermög-
lichten. Zum teilweisen Ersatze für die infolge der
Verkleinerung des Staatsgebietes verlorengegangenen
Druckaufträge wurde wieder an die Herstellung
von Werken für den Figenverlag der Anstalt in
größerem Maßstabe geschritten.
So wurden fast für das ganze österreichische Recht
Kommentierte Gesetzeshandausgaben sowie andere
juridische Werke namhafter Autoren herausgegeben,
weiters sind in der Kunstabteilung des Verlages
über 200 verschiedene farbige Reproduktionen be-
rühmter Gemälde, ferner eine große Anzahl von
Originalradierungen, Heliogravüren und Lithographien
and eine Reihe von Liebhaberausgaben hervorragender
österreichichischer Dichter und Schriftsteller erschienen.
Zur Herstellung von Druckarbeiten verfügt die
Anstalt heute über ein geschultes Personal von rund
[000 Personen. Für den Buchdruck bestehen fünf
Abteilungen mit 6 Rotationsmaschinen, 19 Zwei-
tourenmaschinen und rund 100 Buchdruckschnell-
pressen nebst zahlreichen Hilfsmaschinen. Die Satz-
arbeiten werden in fünf Handsatzabteilungen und
einer Monotype-Setzmaschinenabteilung hergestellt.
Zur Erzeugung der geldwerten Drucksachen (Wert-
zeichen usw.) bestehen sieben Abteilungen, weitere
Abteilungen sind: Schriftgießerei, Stempelschneiderei,
Galvanoplastik, Stereotypie, Buchbinderei, Litho-
graphie, Steindruck, Lichtdruck, Maschinentiefdruck,
Kunstkupferdruck, Zinkätzerei, Heliogravüre und das
photographische Atelier, letzteres mit sechs. modernen
Reproduktionskameras im Format bis zu I00X 100 cm
und fünf Dunkelkammern.
Zum Studium der chemischen Fragen auf graphischem
Gebiete sowie zur Begutachtung und Untersuchung
der Betriebsmaterialien besteht ein eigenes chemisches
Laboratorium.
Auch auf dem Gebiete der Fabrikshygiene wurden
mustergültige Einrichtungen erhalten und weiter aus-
gebaut. Der fabriksärztliche Dienst wird durch einen
Chefarzt und sieben Rayonsärzte der Betriebskranken-
kasse versehen. Die Anstalt verfügt über ein ärzt-
'iches Ordinationszimmer, welches mit den modernsten
Apparaten ausgestattet ist. Zur sofortigen Hilfeleistung
bei Unfällen ist im Betriebe ein Samariterdienst ein-
gerichtet. Der ständigen Beobachtung und Unter-
suchung des Personals sowie der Reinhaltung der
Arbeitsräume zur Verhütung von Erkrankungen wird
seitens der Anstaltsleitung und des Chefarztes stets
die größte Aufmerksamkeit zugewendet, so daß unter
dem Personal derzeit kein Fall der gefürchteten Blei-
krankheit vorliegt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß es
durch die zielbewußte hbeharrliche Arbeit im Laufe
der verflossenen zehn Jahre gelungen ist, den Pro-
luktionsapparat der Staatsdruckerei wieder auf jenes
Maß zu bringen, welches sie wieder in den Stand
setzt, auch den größten Anforderungen der staatlichen
Aemter zu entsprechen und auf dem Gebiete der
graphischen Kunst vorbildlich zu wirken.
5