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heute zum grössten Teil die billigere Kartoffel ausfüllt, deren Anbaufläche
auf das zwölffache gestiegen ist. Dass die mächtige Entwickelung der
Brauindustrie den Rückgang der Anbaufläche bei der Gerste nicht ver
hindert hat, liegt daran, dass die Brauerei ihr Rohmaterial zum grossen
Teil aus dem Ausland bezieht. Trotz der Verminderung der Anbaufläche
ist übrigens, wie wir noch sehen werden, die absolute Produktion an Gerste
nicht zurückgegangen, sondern infolge der Ertragssteigerung pro Flächen
einheit beträchtlich gestiegen. Auch der Roggen ist in der Anbaufläche
zugunsten des Weizens verhältnismässig zurückgegangen; der Weizenbau
hat die grösste Ausdehnung erfahren, ganz im Einklang mit dem Streben
der Bevölkerung, die Lebenshaltung immer mehr zu verfeinern.
Die Steigerung der relativen und absoluten Ernteerträge
während des ganzen Jahrhunderts.
Die Veränderungen in den Anbauflächen geben noch kein vollständiges
Bild von der Entwickelung der Getreideproduktion im ganzen; viel wesent
licher ist in dieser Hinsicht die Steigerung der Erträge von der Flächen
einheit. Man hat bis jetzt, um diese Ertragssteigerung auch über die
letzten drei Jahrzehnte hinaus zu verfolgen, nur die Entwickelung der
Produktion auf einzelnen Gütern herangezogen. Wie wir schon in der
Einleitung erwähnten, hat die meisten dieser Einzeldarstellungen bereits
P. Wagner miteinander verglichen und berechnet, dass die Steigerung
der Erträge auf den betreffenden Gütern beim Winterkorn mindestens das
D/afache, beim Sommerkorn das l 2 / 3 —2 fache betrage. Es muss indessen
hervorgehoben werden, dass in diesen Ziffern nicht die Ertragssteigerung
des ganzen Jahrhunderts zum Ausdruck kommt; denn die Daten der ein
zelnen Güter beginnen vielfach erst mit dem 2.—4. Jahrzehnt und reichen
höchstens bis in die 80 er, bei einigen sogar nur bis in die 60 er Jahre.
Die Ertragssteigerung hat aber auch in den letzten Jahrzehnten noch an
gehalten, wie uns die Erntestatistik und die Ziffern einzelner Domänen
zeigen. Von den Mitteilungen, welche in der letzten Zeit über die Ertrags
steigerung auf einzelnen Gütern an die Öffentlichkeit gelangt sind, wollen
wir nur den Bericht über die Domäne Schianstedt erwähnen, weil derselbe
einen der intensivsten Betriebe und die Entwickelung fast des ganzen
Jahrhunderts betrifft. Die Erträge sind hier schon zu Beginn des Jahr
hunderts verhältnismässig hoch gewesen und zeigen doch noch im Laufe
der Jahrzehnte ein mächtiges Wachstum.
(Siehe die Tabelle auf Seite 23.)
Wie immer man nun auf Grund dieser Einzeldarstellungen die durch
schnittliche Ertragssteigerung zifternmässig bestimmen mag, gegen eine
Verallgemeinerung des Resultates und Übertragung auf das ganze Land
sprechen folgende Gründe. Erstens pflegen Güter, die eine so langjährige
exakte Buchführung aufzuweisen haben, an sich zu den besser bewirt
schafteten zu gehören; die hier erzielten Erträge können darum nicht als