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Zölle auf Rohstoffe für industrielle Zwecke sind in einem industriell so
entwickelten Staate wie Deutschland widersinnig und ihre grund
sätzliche Verwerflichkeit wird auch durch die verhältnissmässige
Geringfügigkeit des Ertrages nicht gemildert.
Einen erheblich grösseren Ertrag ergeben bereits die Zölle auf
Fabrikate. Im Vergleich mit dem Verbrauch von Fabrikaten im In
lande erscheint derselbe allerdings nicht allzu hoch, aber auch ihr
Nutzen für die deutsche Industrie dürfte überschätzt werden. Wenigstens
haben an dem grossen Aufschwünge der deutschen Industrie während
der letzten Jahrzehnte mannigfache andere Faktoren mitgewirkt und
im grossen und ganzen die Schutzzölle hieran doch einen bedeutend
geringeren Antheil gehabt, als die Intelligenz und der Fleiss unserer
Industriellen, Kaufleute und Arbeiter, jedenfalls einen geringereren
als man ihnen in schutzzöllnerischen Kreisen beimisst.
Das Schwergewicht der Zollerträge liegt in den Zöllen auf
Nahrungs- und Genussmittel, einschliesslich Vieh. Wenn wir die
Zollerträge für die einzelnen Artikel dieser Kategorie spezialisiren
und zum Vergleich auch die wichtigsten Fabrikate heranziehen, so
ergeben sich folgende Ziffern.
Der Zollertrag betrug per Kopf der Bevölkerung in Pfennigen
im Durchschnitt der Jahre:
1883—87 1898—99
I. L'andwirthschaftliche Erzeugnisse:
Getreide und Hülsenfrüchte, Malz ....
64
252
Mühlenfabrikate
0
6
Fleisch, Rind- und Schafvieh j
10
29
Schweine und Spanferkel )
Schmalz, Butter, Margarine
9
28,5
Eier
2
5
Käse
2
5
Obst, Sämereien, Beeren u. s. w
0
6
Wein
31
29
Bau- und Nutzholz
12
33,5
II. Industrieprodukte:
Baumwollengarn und Baumwollenwaaren .
15
16,5
Wollengam und Wollenwaaren
9
8
Seidenzwirn nnd Seidenwaaren
7
7,5