muß diesen Zahlen die Höhe der durchschnittlichen jährlichen
Emissionen an Reichs- und Staatsanleihen gegenübergestellt
werden. Der Staatspapierbestand erhöhte sich von 5512,1 Mil
lionen im Jahre 1881 auf 17 573,0 Millionen Mark im Jahre
1909. Die Jahresemission stellte sich also durchschnittlich auf
445 Millionen Mark. Es ergibt sich demnach, daß durch die
verschiedenen Zwangskäufe bei weitem nicht die jährlichen
Emissionen, ja, nicht viel mehr als 50<>/o derselben untergebracht
werden. Hierbei ist, sehr zugunsten der staatlichen Borger, mit
einem Durchschnittsjahresbedarf von nur 445 Millionen gerech
net. Wenn man aber nur aus den Emissionen der letzten
10 Jahre den Durchschnitt zieht, so stellt sich die jährliche Neu
emission auf mehr als 600 Millionen Mark. Es ist aber keinerlei
Gewähr dafür geboten, daß sich die Höhe der jährlichen Emis
sionen im: nächsten Jahrzehnt verringert. Somit wäre trotz aller
Zwangsmaßnahmen immer erst für etwa 1 / 3 der staatlichen
Anleiheproduktion ein Abnehmerkreis gewonnen. Daß unter
diesen Umständen nicht davon die Rede sein kann, mit Hilfe
der Kapitalanlagebestimmungen den Kurs der Staatsanleihen
zu halten oder gar zu bessern, liegt auf der Hand. Nach wie
vor werden Jahr für Jahr Staatsrenten für Hunderte von Mil
lionen Mark auf den Markt geworfen werden müssen, um sich
hier Käufer zu suchen. Das fortwährende Neuangebot an Staats
anleihen, in der Regel unter Bedingungen, die jedesmal gün
stiger sind, als diejenigen der vorherigen Emission, muß den
Kurs der alten Anleihen drücken und kann ihn nicht zur Ruhe
kommen lassen. Hinzu kommt, daß in den breiten Schichten
der kapitalbesitzenden Bevölkerung, die Lust, Staatspapiere zu
kaufen, in Zukunft, wenigstens solange die gewaltige Wirt
schaftsentwicklung in Deutschland anhält, nicht nur nicht größer,
sondern im Gegenteil noch ständig geringer wird. Die Abwan
derung der Kapitalbesitzer vom Staatsrentenmarkt ist nicht been
det. Die Bewegung hat allem Anschein nach zurzeit noch nicht
einmal ihren Höhepunkt erreicht. Jenes ständige Angebot an
neuen Staatspapieren trifft daher auf einen von Jahr zu Jahr
kleiner werdenden Kreis von Personen, die geneigt sind, Staats
anleihen zu erwerben. Unter diesen Umständen macht es nichts