8 War die Regelung der gewerblichen Kinderarbeit notwendig?
schäftigung „eigener" Kinder und solcher Kinder, tvelche für den
fremden Arbeitgeber im elterlichen Hause arbeiten, muß dafür ge
sorgt werden, daß die Beachtung des Mindestmaßes von Schutz-
bestimmungen (Nachtruhe und Pausen) mit der ganzen Schärfe des
Gesetzes erzwungen wird. Arbeitszeiten von 40—72 Stunden
für Schulkinder können niit der wirtschaftlichenLage
der Eltern nun und nimmer entschuldigt werden.
5. Den Kindern ging häufig der Sonntag ver
loren. Das menschenfreundliche Arbeiterschutzgesetz garantiert dem
Erwachsenen einen vollen Ruhetag in der Woche. Das Kind bedarf
desselben erst recht, um den am Ende der Arbeitswoche vorhandenen
Kraftverlust auszugleichen. In der amtlichen Statistik sind nur 7264
Kinder genannt, die 7 Tage der Woche arbeiten. Man muß sich
in das Leben der lohntätigen Jugend vertieft haben, um sich mit
Kindern freuen zu können, die am Montage ihren Sonntag
haben, „weil wir uns ausschlafen können" (Zcitungsträger). Übrigens
sei erwähnt, daß allein in Hannover 550, in Charlottenburg 864
und in Köln 626 Kinder am Sonntage arbeiteten. Daß die
Kinder am Sonntage gerade besonders scharf heranmußten, ist be
kannt. Über die betreffenden Verhältnisse in der Hausindustrie ist
stichhaltiges Material nicht vorhanden, doch scheint mir die Be
fürchtung, daß die Hausindustriellen den Ausfall, den das gesetzliche
Verbot der Nachtarbeit der Kinder mit sich bringt, durch Sonntags
arbeit einholen werden, nicht ungerechtfertigt zu sein.
6. Den Kindern wurde der Schlaf und die Spiel
zeit in unverantwortlicher Weise gekürzt. Kinder im
Alter von 7—9 Jahren sollen 11 Stunden, von 10—11 Jahren
10^/2 Stunden, von 12—13 Jahren 10 Stunden, von 14 Jahren
9 J / 2 Stunden im Minimum schlafen können. So sagen die
Ärzte.
Man vergleiche damit die Angaben über Nacht- und Früh
arbeit. Kinder müssen spielen können und — vergeblich sucht in
manchen Orten der Heimindustrie dein Auge ein spielendes Kind.
Wo bleibt die Zeit zum Spiel? Man vergleiche damit die An
gaben über Arbeitsdauer. Das Spiel ist nicht Müßiggang, sondern