Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Untersuchung von Stallmist. 
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b) Bestimmung des Gesamt-Stickstoffs. Von der tunlichst zerkleinerten 
Masse werden etwa 200 g oder mehr abgewogen und diese nach und nach mit der 
zu der Stickstoff-Bestimmung nach Kjeldahl verwendeten Schwefelsäure in einer 
Porzellanschale mit einem Pistill leicht verrieben. Schale + Pistill sind vorher 
gewogen. Man trägt unter fortwährendem Rühren den abgewogenen Mist anteil 
weise ein, indem man jedesmal wartet, bis der eingetragene Anteil zu einem 
flüssigen Brei zergangen ist, was bei der starken Erwärmung leicht von statten 
geht. Auf 200 g Mist sind etwa 150—200 ccm Schwefelsäure erforderlich. Sind 
merkliche Mengen Salpetersäure vorhanden, so wendet man zur Hälfte Phenol 
schwefelsäure an (vergl. unter „Düngemittel“ Salpetersäure-Bestimmung S. 141). Nach 
dem Erkalten der dickflüssigen, breiigen Masse wird zurückgewogen und nun von der 
Masse unter gehörigem Umrühren mit einem Porzellanlöffel 20—40 g, etwa 2—3 g 
Düngertrockensubstanz entsprechend, in den zu den Stickstoffbestimmungen dienenden 
Kolben abgewogen. Die Wägung kann auf einer Wage ausgeführt werden, die 
noch 0,1 g genau angibt; eine größere Genauigkeit ist bei der großen verwendeten 
Menge Substanz nicht erforderlich. Man gibt dann noch etwa 10—15 ccm Kjeldahl- 
Schwefelsäure (bezw. Phenolsohwefelsäure) und Quecksilber hinzu, erhitzt erst mit 
kleiner Flamme, bis alles Wasser verdunstet ist, und schließlich in üblicher Weise 
mit starker Flamme, bis die Flüssigkeit farblos geworden ist. 
Sind z. B. 200 g Stallmist verwendet und beträgt das Gewicht der dick 
flüssigen, breiigen Masse 650,55 g, so entspricht 1 g der' letzteren = 0,3074 g 
Stallmist; sind von der breiigen Masse 21,25 g abgewogen, entsprechend 
21,25x0,3074 = 6,5322 g Stallmist, und sind hierin 0,02818 g Stickstoff gefunden, 
so enthält er 0,431 °/ 0 Gesamtstickstoff. 
Die Stickstoff-Bestimmungen in der dickflüssigen, breiigen Masse fallen stets 
sehr genau übereinstimmend aus. 
Der Gesamtstickstoffgehalt des Stallmistes aber ist für die Düngewirkung des 
Stallmistes allein nicht entscheidend. Die Hoffnung, daß dieses von dem pepsinlöslichen 
Stickstoff im Stallmist gesagt werden könne, hat sich nach den bisherigen Unter 
suchungen von Th. Pfeiffer und 0. Lemmermann 1 ) ebenfalls nicht erfüllt; da jedoch 
hierbei die Bestimmung des pepsinlöslichen Stickstoffs nach der Selbstzersetzung einen 
Anhalt für die Beurteilung der spezifischen Wirkung bezw. Nichtwirkung einiger zu 
Versuchen benutzten Stallraistsorten gegeben hat, so möge das von Th. Pfeiffer und 
0. Lemmermann benutzte Verfahren hier kurz angegeben werden: 
Die Bestimmung des pepsinlöslichen Stickstoffs geschah stets in der 
bei 55—60° getrockneten (100 g) und dann feingemahlenen Mistprobe, indem je 2 g 
nach dem in Möckern ausgearbeiteten Verfahren mit 500 ccm Pepsinlösung 48 Stunden 
bei Bluttemperatur behandelt wurden (s. unter „Futtermittel“). Zur Feststellung 
des Einflusses der „Selbstzersetzung“ auf den Gehalt an pepsinlöslichem Stickstoff 
wurden je zwei Durchschnittsproben von 100 g Gewicht in Bechergläser locker 
eingefüllt, während der Dauer der Behandlung im Thermostaten bei 38—40 0 stehen 
gelassen und dafür gesorgt, daß sie möglichst gleichmäßig genügend feucht erhalten 
wurden; in den so behandelten Stallmistproben wurde dann auch nach Ermittelung 
der zurückgebliebenen lufttrocknen Masse der pepsinunlösliche Stickstoff bestimmt. 
D. Jauche. 
Die aus den Ställen abfließende Jauche und sonstige Düngerfltissigkeiten 
werden im allgemeinen wie die unter Stallmist gewonnene Düngerflüssigkeit A (S. 127) 
) Mitt. d. laudw. Inst. d. Dniv. Breslau 1901, 5, 189. 
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