Mikroskopische Untersuchung. Tierische Schmarotzer.
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der Untersuchung von Futtermitteln, die einer Zersetzung durch Bakterien ver
dächtig sind, mittels des Plattenkultur-Verfahrens, versuche man festzustellen, ob eine
einzelne Art ganz überwiegt; im allgemeinen findet man, falls keine Vermehrung
der Pilze in dem Futtermittel stattgefunden hat, eine ganze Reihe von Arten.
Der sichere Nachweis, daß ein Futtermittel verschimmelt ist, ist als erbracht
anzusehen, wenn es gelingt, mehrfach Mycel oder Konidienträger aufzufinden.
Jedes Futtermittel, in dem Bakterien und Schimmel sich vermehrt haben,
ist vom Verfüttern auszuschließen oder doch nur mit großer Vorsicht zu ver
werten. Ausgenommen sind hier selbstverständlich die natürlichen Sauerfutter
mittel. Wenn auch vermutlich weder verschimmelte noch von Bakterien zersetzte
Futtermittel so oft giftig wirken, wie gewöhnlich angenommen wird, so ist doch die
Möglichkeit dazu stets vorhanden, zumal weder die chemische noch die biologische
Untersuchung darüber sicheren Aufschluß geben.
VI. Einige tierische Schmarotzer der Futtermittel.
Von niederen Tieren sind einige Nematoden erwähnenswert. In Weizen
körnern kommt Tylenchus scandeus Schneid, vor, der von dem Samenkorn an die
junge Pflanze wandert, zwischen den
Scheiden bis zur Ähre emporsteigt
und sich im Fruchtknoten ansiedelt,
der dadurch zu einem sogen. Raden
oder Gichtkorn sich entwickelt, das
nur die halbe Größe des gesunden hat
und in seinem Innern statt der Stärke
zahllose 0,8—1,0 mm lange Nema
toden enthält. Eine andere Nematode
ist Tylenchus devastatrix Kühn,
die vom Boden in den Stengel von
Roggen, Hafer, Klee, Buchweizen
wandert und hier die bekannten Miß
bildungen erzeugt, indem heim Buch
weizen eine Verkrümmung und Ver
dickung des Stengels, bei den anderen
Pflanzen eine überreichliche Be
stockung stattfindet, deren Triebe aber
a Ue niedrig bleiben und eingehen. Eine
dritte Nematodenart ist Heterodera
kchachtii A. Schmidt, die bekannte
Rühennematode, die an den Saug
wurzeln der Runkel- und Zuckerrübe
schmarotzt und oft die Ausbildung der Rübe verhindert. Die Nematoden wandern
aus dem Erdboden, in dem sie überwintern, im Larvenzustande unter die Oberhaut
der Wurzeln, Hier differenzieren sie sich allmählich in die beiden Geschlechter,
von denen die Männchen flaschenförmig, die Weibchen bimförmig aussehen. Nach
er Befruchtung schwellen letztere zu zitronenförmigen Kapseln an, die die Wurzel-
aut durchbrechen, so daß die Wurzeln dann wie mit Perlen besetzt aussehen. Die
eibchen enthalten zahlreiche Eier, aus denen die geschlechtslosen Larven schlüpfen.
Auch eine Form der Kartoffelfäule wird durch Nematoden verursacht.
11 der Schale solcher Kartoffeln befinden sich eingesunkene, mißfarbige Flecken,
Fig. 226. Nematodenfäule der Kartoffel
tt tote Teile, ee herausgefallene Nematodeneier; die
das Nematodennest umgehenden Zellen p p haben die
Stärke fast ganz verloren, aber Protoplasma und Kern
vergrößert. (110-faoh.) Nach Frank.