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Milch und Molkerei-Erzeugnisse.
80
10 ccm Milch werden gewogen (1), in die nachstehend (Fig. 248) ahgehildete
Meßröhre (2) gebracht und darauf der Reihe nach mit 2 ccm 10 °/ 0 -igem Ammoniak (3),
10 ccm absolutem Alkohol, 26 ccm Äther und 25 com niedrigsiedendem Petrol
äther (4) versetzt. Nach jedem dieser Zusätze wird die Mischung kräftig ge
schüttelt. Der Zusatz des Petroläthers erfolgt am besten erst nach einigen Minuten,
wenn sich die ätherische und wässerige Schicht vollständig getrennt haben. Nach
dem die Röhre nunmehr mindestens 2 Stunden (5) ruhig gestanden hat, wird das
Volumen der Ätherschicht, deren Grenzflächen bei genauer Einhaltung der an
gegebenen Mengenverhältnisse stets in die graduierten Teile der Röhre fallen, ab
gelesen. 26 oder 40 ccm (6) der ätherischen Lösung werden darauf mit einer
Pipette entnommen (7), in ein gewogenes Kölbchen gebracht, der
, Äther verdunstet, das zurückbleibende Fett 1 Stunde bei 100°
|>g getrocknet und nach dem vollständigen Erstarren gewogen. Aus
der Menge des gefundenen Fettes, der angewendeten Ätherlösung
und dem Gesamt-Volumen der Ätherlösung berechnet man die in
der angewendeten Milchmenge vorhandene Fettmenge, die man auf
Gewichts-Prozente umrechnet (8).
Anmerkungen zu vorstehendem Verfahren: 1. Da nach
K. Farnsteiner eine für 10 ccm Wasser geeichte Pipette nicht
genau 10 ccm Milch ausfließen läßt — die bei zahlreichen Versuchen
ausfließende Milohmenge betrug 0,02—0,14 g weniger, als sich durch
Multiplikation mit dem spezifischen Gewichte ergab — so ist das Ab
messen weniger genau. Doch dürfte es bei Milch, welche noch nicht
sauer ist, meist genügen, 10 ccm abzumessen und für die Berechnung
auf Gewichts-Prozente ein mittleres spezifisches Gewicht von 1,03 an
zunehmen. K. Farnsteiner bedient sich zum Abwägen der Milch
besonders zu diesem Zwecke angefertigter Eeagensgläser mit Fuß,
welche in 6 und 10 com geteilt sind und mit einer aufgeschliffenen
Glasplatte bedeckt werden können. Bei Rahm ist das Abwägen
unerläßlich; man wägt von diesem nur 5 com ab, ersetzt das fehlende
Volumen durch 6 ccm Wasser. Die Wägegläschen spült man mit den
erforderlichen Reagenzien der Reihe nach aus.
2. Statt dieser von K. Farnsteiner empfohlenen Meßröhre
(welche nebst Pipetten von Dr. Sauer und Dr. Göckel in Berlin
bezogen werden kann) kann man sich auch eines in 1 / 10 ccm geteilten
Meßzylinders mit Stopfen bedienen.
3. 10%-iges Ammoniak hat ein spezifisches Gewicht von 0,96. Während K. Farn
steiner bei saurer Milch die Anwendung von stärkerem Ammoniak empfiehlt, kann man
nach M. Popp aber jedes beliebige 5—25°/ 0 -ige Ammoniak (spezifisches Gewicht 0,98—0,91)
verwenden und genügt 1 com auch deso°/ 0 -igen Ammoniaks beiButtermilch mit 70,4 Säuregraden.
4. Während Gottlieb einen bis zu 80° siedenden Petroläther vorschrieb, empfiehlt
M. Popp solchen, der bei 60° und M. Siegfeld solchen, der bei 50° vollkommen flüchtig ist.
5. Nach Gottlieb sollte die Mischung mindestens 6 Stunden stehen; nach M. Popp
genügt schon Vs-stündiges Stehen der Mischung. Die Ätherlösung ist zwar dann nicht
ganz klar, dies kommt aber auch bei 6-stündigem Stehen vor; nach 24-stündigem Stehen
ist sie vollkommen klar; er empfiehlt 1-stündiges Stehenlassen. Nach K. Farnsteiner
kann die Mischung auch über Nacht stehen. Nach Kühn enthält das gefundene Fett etwa
0,01 % „Niohtfett“.
6. A. Hesse 1 ) empfiehlt die ganze Ätherlösung abzuhebern, die gleiche Menge Äther
nachzugeben und abermals abzuhebern. Er fand so bei fettreicher Milch und bei Rahm
auf diese Weise etwas höhere Werte.
Fig. 248.
Apparat zur Fett
bestimmung nach
Eöse-Gottlieb.
') Molkerei-Ztg. Hildesheim 1902, 16, 49; Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs-
u. Genußmittel 1902, 5, 863.