Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

454 
Milch und Molkerei-Erzeugnisse. 
80 
10 ccm Milch werden gewogen (1), in die nachstehend (Fig. 248) ahgehildete 
Meßröhre (2) gebracht und darauf der Reihe nach mit 2 ccm 10 °/ 0 -igem Ammoniak (3), 
10 ccm absolutem Alkohol, 26 ccm Äther und 25 com niedrigsiedendem Petrol 
äther (4) versetzt. Nach jedem dieser Zusätze wird die Mischung kräftig ge 
schüttelt. Der Zusatz des Petroläthers erfolgt am besten erst nach einigen Minuten, 
wenn sich die ätherische und wässerige Schicht vollständig getrennt haben. Nach 
dem die Röhre nunmehr mindestens 2 Stunden (5) ruhig gestanden hat, wird das 
Volumen der Ätherschicht, deren Grenzflächen bei genauer Einhaltung der an 
gegebenen Mengenverhältnisse stets in die graduierten Teile der Röhre fallen, ab 
gelesen. 26 oder 40 ccm (6) der ätherischen Lösung werden darauf mit einer 
Pipette entnommen (7), in ein gewogenes Kölbchen gebracht, der 
, Äther verdunstet, das zurückbleibende Fett 1 Stunde bei 100° 
|>g getrocknet und nach dem vollständigen Erstarren gewogen. Aus 
der Menge des gefundenen Fettes, der angewendeten Ätherlösung 
und dem Gesamt-Volumen der Ätherlösung berechnet man die in 
der angewendeten Milchmenge vorhandene Fettmenge, die man auf 
Gewichts-Prozente umrechnet (8). 
Anmerkungen zu vorstehendem Verfahren: 1. Da nach 
K. Farnsteiner eine für 10 ccm Wasser geeichte Pipette nicht 
genau 10 ccm Milch ausfließen läßt — die bei zahlreichen Versuchen 
ausfließende Milohmenge betrug 0,02—0,14 g weniger, als sich durch 
Multiplikation mit dem spezifischen Gewichte ergab — so ist das Ab 
messen weniger genau. Doch dürfte es bei Milch, welche noch nicht 
sauer ist, meist genügen, 10 ccm abzumessen und für die Berechnung 
auf Gewichts-Prozente ein mittleres spezifisches Gewicht von 1,03 an 
zunehmen. K. Farnsteiner bedient sich zum Abwägen der Milch 
besonders zu diesem Zwecke angefertigter Eeagensgläser mit Fuß, 
welche in 6 und 10 com geteilt sind und mit einer aufgeschliffenen 
Glasplatte bedeckt werden können. Bei Rahm ist das Abwägen 
unerläßlich; man wägt von diesem nur 5 com ab, ersetzt das fehlende 
Volumen durch 6 ccm Wasser. Die Wägegläschen spült man mit den 
erforderlichen Reagenzien der Reihe nach aus. 
2. Statt dieser von K. Farnsteiner empfohlenen Meßröhre 
(welche nebst Pipetten von Dr. Sauer und Dr. Göckel in Berlin 
bezogen werden kann) kann man sich auch eines in 1 / 10 ccm geteilten 
Meßzylinders mit Stopfen bedienen. 
3. 10%-iges Ammoniak hat ein spezifisches Gewicht von 0,96. Während K. Farn 
steiner bei saurer Milch die Anwendung von stärkerem Ammoniak empfiehlt, kann man 
nach M. Popp aber jedes beliebige 5—25°/ 0 -ige Ammoniak (spezifisches Gewicht 0,98—0,91) 
verwenden und genügt 1 com auch deso°/ 0 -igen Ammoniaks beiButtermilch mit 70,4 Säuregraden. 
4. Während Gottlieb einen bis zu 80° siedenden Petroläther vorschrieb, empfiehlt 
M. Popp solchen, der bei 60° und M. Siegfeld solchen, der bei 50° vollkommen flüchtig ist. 
5. Nach Gottlieb sollte die Mischung mindestens 6 Stunden stehen; nach M. Popp 
genügt schon Vs-stündiges Stehen der Mischung. Die Ätherlösung ist zwar dann nicht 
ganz klar, dies kommt aber auch bei 6-stündigem Stehen vor; nach 24-stündigem Stehen 
ist sie vollkommen klar; er empfiehlt 1-stündiges Stehenlassen. Nach K. Farnsteiner 
kann die Mischung auch über Nacht stehen. Nach Kühn enthält das gefundene Fett etwa 
0,01 % „Niohtfett“. 
6. A. Hesse 1 ) empfiehlt die ganze Ätherlösung abzuhebern, die gleiche Menge Äther 
nachzugeben und abermals abzuhebern. Er fand so bei fettreicher Milch und bei Rahm 
auf diese Weise etwas höhere Werte. 
Fig. 248. 
Apparat zur Fett 
bestimmung nach 
Eöse-Gottlieb. 
') Molkerei-Ztg. Hildesheim 1902, 16, 49; Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- 
u. Genußmittel 1902, 5, 863.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.