Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Milch und Molkerei-Erzeugnisse. 
14. Die aus der yon Naumann abgeänderten Wollnyschen Tabelle ermittelten 
Fettprozente stimmen mit denen der alten Soxhletschen Tabelle genau überein. 
S. Hals und H. G-regg 1 ) erhielten nach der ursprünglichen Wollnyschen 
Vorschrift*) im großen und ganzen recht genaue Ergebnisse; bei Vollmilch fanden 
sie (gegenüber dem Adamsschen Verfahren) etwas zu niedrige Werte, bei Mager 
milch bezw. überhaupt fettarmer Milch stimmten die Ergebnisse fast vollständig, 
genau überein. Die Naumann sehe Vorschrift gibt nach diesen Autoren hei Voll 
milch befriedigende, im allgemeinen etwas höhere (bis + 0,09 °/ 0 ) Werte, bei 
Magermilch bezw. fettarmen Milchen überhaupt sind dagegen die Werte ungenau 
(bis 0,13 °/ 0 zu hoch). Durch die Schwankungen in dem Lichtbrechungsvermögen 
des Butterfettes selbst (39,2—43,0 Refraktometer-Grade bei 45°) können nach 
Hals und Gregg Unterschiede bis 0,12 °/ 0 hervorgerufen werden. Ebenso können 
in 3—5 Wochen alten, haltbar gemachten Proben die Ergebnisse nach Wollny bis 
0,14 °/ 0 und nach Naumann bis zu 0,15 °/ 0 zu niedrig ausfallen. 
Während Hals und Gregg die refraktometrische Fettbestimmung als zwar 
hinreichend genau für praktische Zwecke, aber für Massenuntersuchungen für um 
ständlicher halten als die hutyrometrische (Gerber usw.), ist nach Naumann 
und Tie mann 8 ) das Verfahren bei Massenuntersuchungen für wissenschaftliche und 
praktische Zwecke vorzüglich geeignet. 
e) Verfahren zur annähernden Bestimmung des Fettes. 
Aus der großen Zahl der Verfahren, welche gestatten, den Fettgehalt verhältnis 
mäßig einfach, aber meist nur annähernd zu bestimmen, seien folgende hervorgehoben; 
a) Das Laktobutyrometer von Marohand (verbessert von Salleron, 
sowie von Tollens und Schmidt). 4 ) Das Laktobutyrometer (Fig. 256) besteht aus 
einer engen Glasröhre, welche von 0—30 com in je 10 ccm geteilt ist. Der Teil der 
Röhre zwischen 20 und 30 ist wiederum in ‘/io ccm geteilt. Man füllt in dieselbe nach 
tüchtigem Mischen der zu untersuchenden Milch bis zum Teilstrich 10 (also 10 ccm, 
in der Figur bis L) Milch, dann entweder einige Tropfen (2—3) Natronlauge (Marchand) 
oder 3—5 Tropfen Essigsäure (Tollens und Schmidt) und bis zum 20. Teilstrich (oder 
E) 10 com Äther. Jetzt wird gehörig und so lange geschüttelt, bis das Ganze eine gleich 
mäßige Masse bildet und der Äther nach einigem Stehen sich nicht mehr von der Milch 
trennt. Nach gehörigem Schütteln mit Äther werden 10 ccm Alkohol (90—92° Tr.) bis 
zum Teilstrich 30 (oder A) zugesetzt und abermals geschüttelt. Durch den Zusatz von 
Alkohol wird das Fett wiederum aus der ätherischen Lösung ausgeschieden und sammelt 
sich, wenn jetzt die Glasröhre in den mit Wasser von 40° gefüllten Blechzylinder gesetzt 
wird, in kurzer Zeit als flüssige, ätherhaltige Ölschioht über der Flüssigkeitsmasse an. 
Letztere besteht aus einer klaren Flüssigkeit und ausgesohiedenem, geronnenem Kasein, 
!) Milch-Ztg. 1902, 81, 433. 
2 ) Die ursprüngliche Wollnysche Vorschrift ist nach Hals und Gregg folgende: 
20 ccm Milch mit 1 Tropfen Konservierungsflüssigkeit (238 g Kupferchlorid in 1 Liter) 
werden mit 3 Tropfen Eisessig versetzt, auf 17,5° gebracht und 2—3 Minuten im Sohüttel- 
apparate geschüttelt. Darauf wird 1 ccm kupferoxydhaltige Lauge (500 com Kalilauge 
[aus gleichen Gewichtsteilen Wasser und gereinigtem Kalihydrat], 250 com Wasser, 250 ccm 
Glyzerin und 100 g Kupferkarbonat) zugesetzt, die Flüssigkeit wieder auf 17,5° gebracht, 
mit 4 com wassergesättigtem Äther (17,5°) versetzt, 16 Minuten geschüttelt und darauf 
zentrifugiert. 
Die Tiemannsohe Vorschrift (Milch-Ztg. 1896, 24, 178), nach welcher an der milch 
wirtschaftlichen Versuchsstation Kiel gearbeitet wurde, weicht von dieser Vorschrift etwas ab. 
3 ) Bericht der Versuchsstation und Lehranstalt für Molkereiwesen zu Wrescheu 
1902/03, S. 2. 
4 ) Journ. f. Landwirtschaft 1878, 36, 361.
	        
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