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Rohstoffe und Erzeugnisse der Zuckerfahrikation.
schiebt, ist es von Wichtigkeit, den Gehalt der Rühen an Zucker zu erfahren, um
den Gang der Fabrikation beurteilen zu können. Aus dem Grunde sind jetzt
allgemein Untersuchungsverfahren eingeführt, welche den Zuckergehalt direkt zu
ermitteln gestatten. Für alle vorgeschlagenen Verfahren dieser Art kommt es zunächst
darauf an, ein gutes Durchschnittsmuster der Zuckerrüben in der erforderlichen
Reinheit und Feinheit herzustellen.
Man sucht eine nicht zu geringe Anzahl Rühen aus, welche in Form und
Größe und nach ihren sonstigen Eigenschaften einen guten Durchschnitt der Gesamt
rühen bilden, befreit sie von Köpfen, Schwänzen, sowie durch Waschen oder Abbürsten
von Schmutz und zerkleinert sie zu einem tunlichst feinen Brei. Soll der Schmutz
gehalt quantitativ bestimmt werden, so werden die Rühen vor und nach dem Waschen
gewogen.
Abgewelkte und trockne Rüben nehmen beim Naßputzen bis zu 2 °/ 0 ihres
Gewichtes Wasser auf. Durchkältete oder gefrorene Rüben muß man vorher in
einem mäßig warmen Raume Zimmertemperatur annehraen bezw. auftauen lassen.
Die so vorbereiteten Rüben oder die Hälfte oder ein Viertel der einzelnen
Rüben müssen dann weiter zu einem unfühlbaren, geschliffenen Brei zer
kleinert werden — in den Zuckerfabriken selbst kann man hierzu auch die Schnitzel
verwenden —.
Zur Herstellung des Breies können dienen die Rübenmühle von Luckow,
oder die Pellet-Lomontsche Reibe mit Keilscher Scheibe, oder die für Hand-
und Dampfbetrieb eingerichtete Rüben- und Schnitzelsohleifmaschine von Kiehle. 1 )
Die erste hat folgende Einrichtung (Fig. 267, S. 597):
P = die aus hartem Gußstahl gefertigte Schleifscheibe (sog. Fräserl, unten durch die
Rübenvorlage R zum Teil verdeckt.
S = Sammelkasten für den geschliffenen Brei,
k = der direkte obere Antrieb mit dem Kugelausrücker a.
K = der Antrieb mittels Vorgelege und dem hierzu gehörigen Ausrücker mit Bremse A.
H = Handantrieb.
Wo derartige Vorrichtungen fehlen, kann man sich auch mit einer Fleisch
hackmaschine oder mit gewöhnlichen Handreiben oder sog. Gewürzreiben behelfen,
jedoch ist zu berücksichtigen, daß die Auslaugung nach einem der folgenden Verfahren
um so schneller und vollständiger vor sich geht, je feiner der hergestellte Brei ist.
Zur Auslaugung des Zuckers bedient man sich der kalten oder warmen
Digestion mit Alkohol oder mit Wasser.
a) Alkoholverfahren. «) Kalte Digestion nach Stammet. Für die Aus
führung der Untersuchung wird in einer passend geformten Neusilherschale die
doppelte oder 3-fache Menge der für die einzelnen Polarisationsapparate gültigen
Normalgewichte für 200 oder 300 ccm Flüssigkeit abgewogen, nämlich bei doppeltem
Normalgewicht:
für Saccharimeter von Normalgewiehte
Soleil-Yentzke-Scheibler mit Zuckerskala . 26,048 x 2 = 52,096 g (rund 52,1 g)
Soleil-Duboscq mit Zuokerskala 16,350 x 2 = 32,700 „
Wild mit Zuckerskala 10,000 x 2 —- 20,000 „
Mitscherlich, Wild und Laurent mit Kreisgrad
teilung . 16,000 * 2 )x 2 = 30,000 „.
x ) Bei den zur Samenzucht dienenden Rüben (Mutterrüben) darf den zu untersuchenden
Rüben zur Ermittelung des Zuckergehaltes nur ein geringer Anteil entnommen werden,
damit das demnächstige Wachstum nicht geschädigt wird; man benutzt hierfür zweck
mäßig die von der Firma Keil & Dolle in Quedlinburg patentierte Sameurüben-Bohrmaschine.
2 ) Ist 1 / 5 des Normalgewichtes.