Beschädigungen
der Vegetation durch Rauch und Staub.
Neben der Schädigung von Boden und Pflanzen durch flüssige und feste Ab
gänge aus Fabriken bilden nicht selten auch die gas- und staubförmigen Erzeugnisse
besonders der Hüttenwerke Gegenstand von Klagen und Beschwerden der Grund
besitzer in industriereichen Gegenden.
Der Agrikulturchemiker wird daher häufig auch mit dem Nachweise dieser
Art Beschädigungen beauftragt, weshalb hier eine kurze Anleitung, wie diese Be
schädigungen nachgewiesen werden können, gegeben werden möge.
Je nach der Natur des in einem Hüttenwerk oder einer Fabrik verarbeiteten
Rohstoffes, der fertigen Erzeugnisse und der Abfallstoffe hat sich die Untersuchung
zu richten auf schädliche Gase bezw. Dämpfe, wie z. B. Schwefelsäure, schweflige
Säure, Chlor, Salzsäure, Schwefelwasserstoff, Fluorwasserstoff, Salpetersäure, Am
moniak, oder auf feste staubförmige Körper, wie Metalloxyde, Soda, Kalk, Kohlen-
teilohen, lösliche Metallsulfate und Metallohloride usw.
A. Nachweis von Beschädigungen
durch gasige und saure Bestandteile des Rauches.
Die schädliche Wirkung der sauren Rauchbestandteile beruht nach Jul.
v. Schröder 1 ) darauf, daß die Säuren bezw. löslichen Metallsulfate und -Chloride
sich mit den Wasserdämpfen der Luft auf die Blätter, Nadeln und Pflanzenteile
niederschlagen, nicht durch die Spaltöffnungen, sondern von der ganzen Blattober
fläche aufgenommen werden, Wasser aus der Pflanzensubstanz anziehen, die Tran
spiration in den Blättern bezw. Nadeln herabsetzen, somit die normale.' Wasser
zirkulation abändern, durch welche Störung bei hinreichend starker und anhaltender
Einwirkung die Pflanze oder der Baum schließlich abstirbt.
Nach C. v. Nägeli * 2 ) ist indes die so entzogene Wassermenge (oder bei
schwefliger Säure auch die entzogene Sauerstoffmenge) nicht groß genug, um die
Wirkungen des Vertrocknens und Absterbens der Blätter hervorzurufen. C. von
Nägeli nimmt an, daß die Säure (schweflige Säure) die Lebenstätigkeit des Proto
plasmas in den Zellen der Blätter bezw. Nadeln unterdrückt, so daß das Vertrocknen
der letzteren nur eine sekundäre Erscheinung ist, welche immer eintritt, wenn in
dem Gewebe der Blätter durch irgend eine schädliche Ursache die regelmäßigen
Vorgänge gestört werden.
J ) Landw. Versuchs-Stationen 1872, 15, 321, 1873, 16, 447 und 1879, 23, 392, ferner in
J. v. Schröder und C. Reuß, Die Beschädigung der Vegetation durch Rauch. Berlin 1883.
2 ) C. y. Nägeli, Theorie der Gärung. München 1879, 86 u. 87.