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Beschädigungen der Vegetation durch Bauch und Staub.
Man entnimmt die ersten Proben in der Nähe der schädigenden Eauchquelle,
weitere in der 2. oder 3. Zone in größerer Entfernung von derselben, bezw. von
den Grundstücken, für welche die Säurebeschädigung in Betracht kommt, verfolgt
dann die Vegetation in derselben Eichtung von der Fabrik, bis man an Stellen
kommt, wo äußere Krankheitserscheinungen gar nicht mehr zu bemerken sind,
sondern ein gesundes, kräftiges Wachstum vorhanden ist.
Hier entnimmt man von ganz denselben gleichalterigen Baumarten, Feld
oder Gartenfrüchten, welche an den fraglichen Stellen als beschädigt angesehen
worden sind, gesunde Gegenproben, indem man jedesmal die Zeit der Probe
nahme, den Standort, die Lage zu und die Entfernung von der Eauch
quelle, hauptsächlichste Windrichtung, Witterungsverhältnisse, Alter und
Entwickelungszustand der Pflanzen usw. niederschreibt.
Die gesunden Gegenproben müssen von denselben Arten auf tunlichst der
selben Bodenart entnommen werden. Weil dieses aber nicht immer angeht und
häufig der Binwand gemacht wird, daß der erhöhte Gehalt an Säure (Schwefel- oder
Salzsäure) von einem Mehrgehalt des Bodens herrühren könnte, so empfiehlt es sich,
stets an den Stellen, wo die Pflanzen- hezw. Blattproben entnommen werden, auch
Bodenproben zu entnehmen, und zwar von Ober- und Untergrund, von letzterem
jedesmal bis zur Tiefe der Wurzeln, also auf Wald- und Obstbauraparzellen bis zu
1 m Tiefe (vergl. S. 4). Die Entnahme der Bodenproben hat, wie noch ausdrück
lich hervorgehoben werden muß, nicht den Zweck, um etwa aus der Bestimmung
der Schwefelsäure oder des Chlors usw. des Bodens der beschädigten Fläche etwa die Ein
wirkung der sauren Eauchgase herleiten zu wollen. Denn eine Erhöhung des
Gehaltes des Bodens an der betreffenden Säure aus den Eauchgasen
läßt sich wohl selten oder kaum jemals nachweisen. Die Probeentnahme
und Untersuchung des Bodens auf den schädigenden Bestandteil hat vielmehr ledig
lich den Zweck, festzustellen, wie sich der Gehalt hieran in dem Boden von
geschädigten und gesunden Flächen verhält. Der Boden wird zweckmäßig in Holz-
kistchen oder auch sehr dichten Säckchen verpackt.
Bei Feld- und Gartengewächsen ist dazu auch die Art und Menge der vor
hergegangenen Düngung zu vermerken.
Die so entnommenen Proben werden im Laboratorium in üblicher Weise für
die Untersuchung vorbereitet; man läßt sie in einem säurefreien Eaum an der Luft
abtrocknen, verfährt mit dem Boden nach S. 6 und ff., während die Blatt- und
Pflanzenproben bei 50—60° vorgetrocknet und mittels einer Schrotmühle ge
pulvert werden (vergl. S. 254).
III. Chemische Untersuchung der entnommenen Pflanzenteile.
1. Bel Beschädigung durch Schwefelsäure und schweflige Säure. Unter den
Säuren, welche eine Beschädigung der Vegetation hervorrufen, nehmen die schweflige
Säure und Schwefelsäure den größten Umfang ein; denn sie finden sich nicht nur
in den Eöstgasen von Schwefel und Schwefelmetallen, sondern in jedem Steinkohlen-
und Braunkohlenrauch, Auch in Kokereien, Superphosphat-, Ultramarin-, Soda-,
Sulfitzellulose-Fabriken, Glashütten, Ziegeleien und Schlackenhalden usw. treten
häufig größere Mengen dieser Säuren auf. Da die Säuren nach den Versuchen
von Stöckhardt und von Schröder in die Blätter eindringen, bezw. von diesen
aufgenommen werden, so müssen die solcherweise beschädigten Blätter
bezw. Pflanzen einen erhöhten Gehalt an Schwefelsäure aufweisen.