29
VII. Die Aussichten nach dem Kriege.
Der Umstand, daß unsere optisch-potographische Industrie vor
dem Kriege in umfangreichem Maße exportierte und einen großen
Teil des Bedarfs der ganzen Welt an optisch-photographischen
Artikeln deckte, hatte zur Folge, daß man sich während der langen
Dauer des Krieges in den Ländern, die im Frieden auf den Import
dieser Artikel angewiesen waren, bemühte, eine eigene photographische
Industrie inS Leben zu rufen. Diesen Versuchen, die sich besonders
in Bestellungen auf Werkzeugmaschinen und Maschinen für Trocken
platten und Papierfabrikation bemerkbar machten, konnte nur dadurch
entgegengetreten werden, daß die Lieferungen nach dem neutralen
Auslande aufrecht erhalten wurden. Das ist auch schon mit Rücksicht
auf die Zeit nach dem Kriege notwendig, denn die deutsche optisch
photographische Industrie kann im Frieden den Export nicht ent
behren, zumal wenn wieder die ausländische Industrie als Konkur
rent auf dem deutschen Markte erscheint. Richtlinien für unsere
deutsche Industrie werden also künftig sein: Ausbau des Absatzes im
Inlands, eventuell gefördert durch die Zölle, und andererseits Förde
rung des Exports durch rege Mitwirkung an der Schaffung neuer
Handelsverträge.
Für die Neugestaltung unserer Handelsbeziehungen zum Aus
lande ist aber die Gestaltung unseres Zolltarifs von außerordentlicher
Wichtigkeit. Dabei ist es ohne weiteres klar, daß die Anschauungen
und Wünsche in bezug auf Zollschutz im einzelnen weit auseinander
gehen, und die verschiedenen Anschauungen darüber zu erörtern, bleibt
den in Betracht kommenden Organisationen überlassen. Worüber
aber vollständige Einigkeit herrscht, das ist die Überzeugung von der
Notwendigkeit der Neuordnung derjenigen Positionen des Zolltarifs,
die für unsere optische und photographische Industrie in Betracht
kommen.
Schon das handelspolitische Verständigungskomitee hat bei seinen
Beratungen im Jahre 1913 darauf hingewiesen, daß es notwendig
sei, die Wünsche für den Zolltarif nicht nur in bezug auf die Zoll
sätze, sondern auch die Anordnung der Positionen möglichst einheitlich
den Bedürfnissen unserer Industrie entsprechend zu gestalten. Denn
der bisherige Zolltarif trügt in seiner vorliegenden Form den Be
dürfnissen der Industrie nicht Rechnung. Das ist einerseits darauf
zurückzuführen, daß bei Schaffung dieses Zolltarifs die Vertretungen
der Industrie nicht zu Rate gezogen wurden, andererseits hat sich
aber auch die Industrie in einzelnen ihrer Fabrikate gewaltig entwickelt,
und neue Konstruktionen und, Typen sind herausgebracht worden,