Full text: Die Psychologie der Reichsfinanzreform

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434 Millionen Mark im Jahre 1912 — 449 Millionen Mark, im 
Jahre 1913 — 457 Millionen. Mark. 
Die Erschöpfung des Invalidenfonds im Jahre 1912 er 
fordert eine jährliche Einstellung von 30 Millionen Mark. 
Der Ausfall aus der Ermäßigung der Zuckersteuer wird auf 
35 Millionen M.; aus dem Wegfall der Fahrkartensteuer, so 
wie aus der Ermäßigung des Ortsportos auf 22 Millionen M. 
veranschlagt und berechnet. 
Dies Gesamterfordernis an neuen Mitteln bedingt natür 
lich die Erschließung von ergiebigen neuen bzw. erweiterten 
Einnahmequellen, als welche überwiegend nur Steuern in 
Frage kommen, da das Reich (wie wir wissen und wie Ihnen 
ein Blick auf die Zusammenstellung der Einnahmequellen des 
Reichs zeigt) aus eigenen Unternehmungen wirtschaftlicher 
Art nur geringe Einnahmen bezieht. Es sind das die Post-, 
Telegraphen- und die Eisenbahnverwaltung, sowie die Reichs 
druckerei mit zusammen höchstens 110 Millionen M. jährlich. 
Was für Steuern und Erhöhungen bringen uns nun die 
Vorlagen? 
1. Das Zwischenhandelsmonopol für den Branntwein. 
2. Erhöhungen der Besteuerung des Nikotins im Tabak 
und seinen Fabrikaten. 
3. Erhöhung der Besteuerung des Alkohols im Biere. 
4. Die Besteuerung des Flaschenweins mit Erhöhung der 
Sektsteuer. 
5. Die Nachlaßsteuer mit Aenderung der Erbschaftssteuer. 
Die Wehrsteuer. 
6. Eine Elektrizitäts- und Gassteuer. 
7. Eine Anzeigen- und Plakatsteuer. 
Alle diese Steuern sollen dem Reiche eine jährliche Ein 
nahme von über 450 Millionen M. bringen. 
Neben den Steuern soll eingeführt werden die Beerbung 
von solchen Erblassern durch das Reich, bei denen gesetzliche 
Blutserben nach dem zu ändernden bürgerlichen Rechte nicht 
vorhanden sind. Der jährliche Vermögensanfall aus diesem 
neuen Gesetze wird im ganzen auf 25 Millionen M. geschätzt, 
wovon 19 Millionen M. an das Reich, der Rest von 6 Millionen M. 
an die Bundesstaaten fallen soll. 
Im übrigen kann ich auf den Inhalt der Vorlagen, nur 
kurz eingehen. 
1. Zum Branntweinmonopol wäre zu sagen, daß es 
dem Reiche zwar die erwünschten Einnahmen bringen wird; 
mir persönlich wäre eine einheitliche gleichmäßige Fabrikat 
steuer lieber gewesen, weil eine fachmännische Durchführung 
des Zwischenhandels für die Beamtenschaft zu viel kauf
	        
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