47
65 Millionen, die sie 1910 zählte, sind bis 1950 wahrscheinlich
100 Millionen geworden. Und wenn dann nur mehr 14,21 a,
das ist wenig mehr als ein halber preußischer
Morgen auf den Kopf der Bevölkerung
kommen, wollen da die Agrarier behaupten,
daß auch dann noch der gesamte deutsche
Getreidebedarf auf deutschem Boden er
zeugt werden kann?
Gewiß lassen sich noch weite Moorstrecken urbar
machen und in Getreideland verwandeln, aber nach den Be
rechnungen Dr. H offarths 1 ), der für die Urbarmachung
der Moore eintritt, würden die urbar gemachten 650 000 ha
Moore nur 1 170 000 Tonnen Getreide liefern. Dahingegen
bat schon im Jahre 1909 die Einfuhr der vier Hauptgetreide
arten um 4 643 184 Tonnen mehr als die Ausfuhr betragen.
Auch wenn man einen Teil des Wiesen- und Kartoffellandes
z um Getreidebau verwendete, würde es nur für kurze Zeit
ausreichen, um den Getreidebedarf zu decken, ganz abgesehen
davon, daß dies wirtschaftlich sehr töricht sein würde; denn
Warum werden denn diese Ländereien heute nicht mit Getreide
bestellt? Doch offenbar nur, weil die jetzige Art der Boden
benutzung rentabler ist. Auch läßt sich das Getreideland
uicht auf Kosten des Waldbodens vergrößern, denn die Einfuhr
von Holz übersteigt in jährlich wachsendem Maße die Ausfuhr,
*md der ausgezeichnete Sachverständige Prof. E n d r e s 1 2 )
sa gt, daß noch etwa 10,7 Millionen Hektar notwendig seien,
u m den fehlenden deutschen Holzbedarf zu decken.
1 ) Hoffarth, Die bisherige Getreideeinfuhr, der Wiederbeginn
Ut >d das Ende der Selbstproduktion des erforderlichen Getreides auf deutschem
h°den. Leipziger Dissertation. Münster, Westfalen 1910. S. 62 ff.
2 ) E n d r e s , Handwörterbuch der Staatswissensohaften. 3. Auflage.
S. 427.