Full text: Die deutschen Getreidezölle

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65 Millionen, die sie 1910 zählte, sind bis 1950 wahrscheinlich 
100 Millionen geworden. Und wenn dann nur mehr 14,21 a, 
das ist wenig mehr als ein halber preußischer 
Morgen auf den Kopf der Bevölkerung 
kommen, wollen da die Agrarier behaupten, 
daß auch dann noch der gesamte deutsche 
Getreidebedarf auf deutschem Boden er 
zeugt werden kann? 
Gewiß lassen sich noch weite Moorstrecken urbar 
machen und in Getreideland verwandeln, aber nach den Be 
rechnungen Dr. H offarths 1 ), der für die Urbarmachung 
der Moore eintritt, würden die urbar gemachten 650 000 ha 
Moore nur 1 170 000 Tonnen Getreide liefern. Dahingegen 
bat schon im Jahre 1909 die Einfuhr der vier Hauptgetreide 
arten um 4 643 184 Tonnen mehr als die Ausfuhr betragen. 
Auch wenn man einen Teil des Wiesen- und Kartoffellandes 
z um Getreidebau verwendete, würde es nur für kurze Zeit 
ausreichen, um den Getreidebedarf zu decken, ganz abgesehen 
davon, daß dies wirtschaftlich sehr töricht sein würde; denn 
Warum werden denn diese Ländereien heute nicht mit Getreide 
bestellt? Doch offenbar nur, weil die jetzige Art der Boden 
benutzung rentabler ist. Auch läßt sich das Getreideland 
uicht auf Kosten des Waldbodens vergrößern, denn die Einfuhr 
von Holz übersteigt in jährlich wachsendem Maße die Ausfuhr, 
*md der ausgezeichnete Sachverständige Prof. E n d r e s 1 2 ) 
sa gt, daß noch etwa 10,7 Millionen Hektar notwendig seien, 
u m den fehlenden deutschen Holzbedarf zu decken. 
1 ) Hoffarth, Die bisherige Getreideeinfuhr, der Wiederbeginn 
Ut >d das Ende der Selbstproduktion des erforderlichen Getreides auf deutschem 
h°den. Leipziger Dissertation. Münster, Westfalen 1910. S. 62 ff. 
2 ) E n d r e s , Handwörterbuch der Staatswissensohaften. 3. Auflage. 
S. 427.
	        
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