Full text: Der Geburtenrückgang in Deutschland, seine Bewertung und Bekämpfung

14 Dr. J. Borntraeger, 
Landleben wieder zu stärken. So auch Schaffung guter billiger 
Verkehrsmittel für das Land, aber nicht bloss zu den Städten. 
Denn der Abfluss der Bevölkerung. vom Lande in die Städte ist 
bereits grösser als das Land ertragen kann, es wird schon der 
Stamm der Bevölkerung angegriffen (Sehring). „Der Bauernstand 
ist der Jungbrunnen, der allen übrigen Ständen eine fortwährende 
Erfrischung und Verjüngung bringt, und von dessen Klarheit und 
Ergiebigkeit daher die Gesundheit des ganzen Volkes wesentlich 
abhängt“ (von Miaskowski). Daher ist alles gut, was den 
Bauernstand erhält . und vor Sozialdemokratie, religiösem und 
politischem Freisinn, „Aufklärung‘ = Niederreissung höchster Werte 
bewahrt. Es kann gar nicht genug geschehen im Interesse unseres 
Volkes, das Landvolk vor dieser geistigen Verseuchung zu bewahren, 
und wer es gut mit unserer Nation meint, muss alles unterstützen, 
das Land zu heben, aber selbständig. Daher auch: 
5. Förderung des Landes und Selbständigerhal- 
tung der Landgemeinden. 
Trotz Anerkennung wirtschaftlicher Vorteile bekenne ich mich 
doch als Gegner allzu reichlicher Eingemeindungen und 
Zweckverbände, durch welche die Städte das umliegende Land 
an sich ziehen, indem sie ihre Fangarme in Gestalt von Wasser- 
leitungen, Kanalisationen, elektrischen Strömen, Warenhäusern mit 
Autoverkehr usw. aufs Land strecken. Es tut in Wahrheit nicht 
gut; denn das geistig Üble folgt da um so leichter. 
6. Belebung der Heimatliebe. 
Diesen Weg hat u. a. der „Deutsche Verein für ländliche 
Wohlfahrts- und Heimatpflege‘ unlängst besonders betreten, gerade 
auch mit Rücksicht auf die Landflucht und Geburtenabnahme. Er 
wünscht, dass im neuen Lesebuch für Volksschulen die 
Anhänglichkeit an der Heimat besonders gepflegt werde — und 
mit Recht! 
Auch der Deutsche Landwirtschaftsrat hat sich in 
seiner Tagung im Februar 1912 nach einem Referat von Prof. 
Oldenberg, der einen Schutz der ländlichen Bevölkerung und 
eine „Gesetzgebung auf allen Gebieten im Interesse der Bevölke- 
rungszunahme‘‘ forderte, beschäftigt. 
7. Unterstützung kinderreicher Familien durch 
Gewährung von Mietszuschüssen oder Anmieten 
von Zimmern, sei es aus Gemeindemitteln, sei es durch be- 
sondere, noch zu gründende oder andere, schon bestehende 
Wohltätigkeitsvereine, wie das zurzeit bei Tuberkulose 
in der Famile immer häufiger wird. Würde man diese Massnahme 
aufandereInfektionskrankheiten ausdehnen, sei es direkt 
durch Anmieten eines Zimmers, sei es durch pekuniäre Unter- 
BB
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.