Full text: Die Arbeiterfrage

Nach wieviel Stunden werden Sie gewöhnlich müde? 9. Denken 
Sie bei Ihrer Arbeit, und an was denken Sie, oder ist es Ihnen 
unmöglich, dabei zu denken? 10. Was drückt Sie mehr, der ge 
ringe Lohn, oder daß Sie vom Arbeitgeber abhängig sind, Ihren 
Kindern gar nichts bieten zu können? 
Bergarbeiter. Die Untersuchungen beschränkten sich 
lediglich auf Arbeiter unter Tage. Hauptlohnform das Ge 
dinge. Arbeitszeit durchschnittlich 8—9 Stunden, von Beendi 
gung der Seilfahrt bis Wiederbeginn derselben gerechnet. Zwei 
Faktoren sind es, die im Bergbau eine große Rolle spielen: 
Sollförderung und Prämiensystem. Unter Sollförderung ist das 
Quantum Kohle zu verstehen, das der einzelne Steiger dem Revier 
steiger für jeden Monat besonders festsetzt. Als Maßstab hierfür 
wird die Leistung des einzelnen Kohlenhauers pro Schicht des 
Vormonats genommen. Von Einfluß sind dabei die örtlichen je 
weiligen Verhältnisse in der Grube, die Mächtigkeit des Flözes, 
Härtegrad der Kohle, Beschaffenheit des Nebengesteines usw. 
Mit der Sollförderung ist das Prämiensystem verbunden. 
Man unterscheidet zwei Arten von Prämien: die Förderprämie 
ist eine Belohnung für vieles Fördern, die Selbstkostenprämie 
für billiges Fördern. Charakteristisch ist die Art, wie die Be 
rechnung einer solchen Sollförderung zustande kommt. Der 
Steiger macht die Aufstellung und legt sie dem Betriebsführer 
zur Begutachtung vor. Der Betriebsführer sucht diese Sollauf 
stellung nach Möglichkeit hinaufzutreiben. Der Steiger hat eine 
neue anzufertigen, wobei mehr Tonnen herauskommen. Dieses 
Soll wird der Direktion gemeldet und der Steiger hat dafür zu 
sorgen, daß das aufgestellte Quantum auch täglich gefördert wird. 
Ein Sprichwort unter den Bergleuten sagt: „Der Kohlberg und 
der-Steiger machen den Bergmann“, d. h. Gunst der Flöze und 
der Steiger. Ein Gedinge (Akkord) nun steht für den ganzen 
Ort. Angenommen, etwa 15 Mann gehören zu einem Gedinge, so 
verteilen sich diese 15 Mann auf drei Schichten: a) Frühschicht, 
b) Mittagsschicht, c) Nachtschicht. Zwischen diesen drei Schich 
ten entsteht gewöhnlich ein Wettarbeiten in der Erringung der 
höchstmöglichen Arbeitsleistung, wozu kommt, daß die Beamten 
die verschiedenen Schichten gegeneinander ausspielen, um die 
Leistungen weitmöglichst in die Höhe zu treiben. Eine Solidarität 
bezüglich einzuhaltender Grenzen der Arbeitsleistung innerhalb 
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