13
und Schlesien gewährleisten einen lebhaften, vielgestaltigen, un
unterbrochenen Warenverkehr. Auf der anderen Seite strecken
die Rheinmündungsstädte, besonders Rotterdam, ihre merkantilen
Fangarme über Rheinland-Westfalen auf der von dem industrie
tätigsten Gebiet Deutschlands flankierten größten und schönsten
Städtestraße der Welt nach Thüringen und Bayern hinein; die
Strecke Rotterdam—Mannheim ist 569, Rotterdam—Kehl 700 km
lang. Dazwischen liegt in engem Raum eingekeilt die Weser.
Sie durchströmt kein landwirtschaftliches Produktionszentrum und
berührt kein reiches Industriegebiet. Lokal begrenzt, von Kassel
bis Bremerhaven nur 462 km lang, und arm an Bevölkerung und
natürlichen Hilfsquellen ist ihr Stromgebiet. Dazu kommt, daß
sie ziemlich wasserarm ist. In trockenen Sommern können die
Kähne häufig nur bis zu einem Viertel ihrer Ladefähigkeit be
laden werden und bieten der Seeschiffahrt keine Frachten, dem
Kaufherrn kein Handelsgut. Diese Verhältnisse drücken sich in
der Statistik deutlich aus.
Wie Bremen in wohlverstandenem eigenen Interesse den
Lauf der Unterweser begradigt und vertieft hat, so hat es auch
ihrem Oberlaufe seine Aufmerksamkeit zugewandt. Denn nach
dem das großartige Franzius’sche Unterweserprojekt seiner
Vollendung entgegen ging, wurde es immer klarer, daß diese
verkehrsfördernden Arbeiten nicht bei Bremen Halt machen
dürften, sondern sich auf die ganze nur irgendwie befahrbar zu
machende Oberweser erstrecken müßten. Bedeutende Ver
besserungen sind schon, z. T. auf Bremens eigene Kosten, ge
schaffen. Aber noch viel bleibt zu tun, und eine durchgreifende
Wendung zum Bessern, zur Gesundung aller Verhältnisse wird
erst durch den Bau des Mittellandkanals eintreten, der nach Her
stellung einer kurzen, leistungsfähigen Querverbindung Bremen
für die ganze Elbstrecke oberhalb Magdeburgs konkurrenzfähig
machen wird. Allerdings wird sehr viel auf die Höhe der Ab
gaben (freier Verkehr auf der Elbe!) ankommen. Solange der
Kanal nicht bewilligt ist, bleiben alle Verbesserungen Stückwerk.
Das einzige, was Bremen vorläufig tun kann, ist, das Fahrwasser
zu vertiefen und bessere Llafen- und Umschlagsgelegenheiten zu
schaffen. Es soll hier nicht im einzelnen aufgezählt werden, was
in dieser Hinsicht (Verbesserung des Wasserweges, Herstellung
von Eisenbahnanschlüssen usw.) schon geschehen ist oder geplant
wird. Nachdem berufene Interessenten die Sache als ihren Lebens
nerv berührend jetzt in die Hand genommen haben, darf man