Full text: Der Sozialismus

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daß unter dem Drucke der Konkurrenz die Rentabilität davon ab 
hängt, daß möglichst viel Menschenarbeit und möglichst solche der 
höchstgelohnten, für den Betrieb teuersten Art durch neue, arbeit 
sparende Maschinen ausgeschaltet, also „gelernte“ Arbeiter durch 
„ungelernte“ oder durch unmittelbar an id'er Maschine „angelernte“ 
Arbeiter ersetzt werden. Das ist unvermeidlich und vollzieht sich 
fortwährend. 
Das alles ist nun das, was der Sozialismus als „Herrschaft der 
Dinge über den Menschen“, das soll heißen: der Mittel über den 
Zweck (die Bedarfsdeckung) auffaßt. Er sieht, daß, während man in 
der Vergangenheit Einzelpersonen hatte, die man für das Schick 
sal des Klienten, Hörigen oder Sklaven verantwortlich machen 
konnte, man das heute nicht kann. Deshalb wendet er sich nicht gegen 
Personen, sondern gegen die Ordnung der Produktion als solche. 
Ein jeder wissenschaftlich geschulte Sozialist wird es bedingungs 
los ablehnen, einen einzelnen Unternehmer für das Lebensschicksal, 
welches dem Arbeiter bereitet wird, verantwortlich zu machen, und 
wird sagen: das liegt an dem System, an der Zwangslage, in die 
alle Beteiligten, der Unternehmer wie der Arbeiter, sich gestellt 
finden. — 
Was wäre denn nun aber, positiv gewendet, gegenüber diesem 
System der Sozialismus? Im weitesten Sinne des Wortes das, was 
man auch mit „Gemeiniwirtschaft“ zu bezeichnen pflegt. Also eine 
Wirtschaft, bei der, erstens, der Profit fehlte: der Zustand also, daß 
die privaten Unternehmer auf ihre eigene Rechnung und Gefahr 
die Produktion leiten. Statt dessen läge sie in der Hand von 
Beamten eines Volksverbandes, der die Leitung übernähme, nach 
Gesichtspunkten, von denen gleich die Rede sein wird. Zweitens 
fehlte infolgedessen die sogenannte Anarchie der Produktion, d. h„. 
die Konkurrenz der Unternehmer untereinander. Es ist nun jetzt, 
namentlich in Deutschland, sehr viel davon die Rede, daß man 
eigentlich infolge des Krieges schon mitten in der Entwicklung einer 
solchen „Gemeinwirtschaft“ stecke. Angesichts dessen sei nun in 
Kürze darauf hingewiesen, daß eine organisierte Wirtschaft eines 
Einzelvolkes in der Art ihrer Organisation zwei prinzipiell ver 
schiedene Prinzipien zugrundelegen könnte. Erstens dasjenige, 
was man heute als „Durchstaatlichung“ bezeichnet und was allen 
Herren, die in Kriegsbetrieben arbeiten, zweifellos bekannt ist. Sie
	        
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