Therapie — zu unterstützen und den Kreis jener
Leiden, für die der Kurort erfolgreich wirkt, zu er-
weitern. Die Heilkraft der Schwefelquellen wurde — neben
ihrer Wirkung durch die Schwefelbäder (Voll- und Einzel-
bäder) — durch Anwendung von Schlammpackungen,
Dusch-Massage und Trinkkuren bedeutend erhöht. Den
drei im Hause selbst befindlichen Heilbädern (Sauerhof-
bad mit 35'5° C, Engelsbad mit 345° C und Petersbad
mit 36° C Wärme) wurde ein Physikalisch-therapeutisches
Institut zur Seite gestellt, ausgestattet mit allen modernen
Heilbehelfen. Im Jahre 1923 wurde die Sauerhofquelle
auch zu Trinkkuren derart eingerichtet, daß dieses erdige
Thermalschwefelwasser mit seiner natürlichen Temperatur,
erwärmt oder zu Trinkwasser-Temperatur abgekühlt —
allfällig mit ‚arzneilihem Zusatz — verabreicht wird,
Gerade der Unterstützung der Badener Heilbehelfe durch
die physikalischen Heilmethoden, der Kombination der
verschiedenen Heilmethoden — so auch der Bade- und
Trinkkuren — ist es zu danken, daß die beiden Anstalten
Sauerhof und Peterhof — sowie Baden allgemein — ihren
Wirkungskreis erheblich erweitert haben. Dem Wirkungs-
kreis, zu dem bisher in erster Linie die Gelenks-, Mus-
kel-, Knochenleiden — namentlich rheumatischer und
gichtischer Art — Bewegungsstörungen (Versteifungen,
Narben) gehörten, wurden Nierenleiden eingefügt, ferner
- nebst Ischias (Neuralgien) — auch sonstige Nervenleiden,
dann Erschöpfungszustände (Rekonvaleszenz), Herz- und
Gefäßkrankheiten, Frauenleiden und schließlich Magen-
und Darmkrankheiten, Erkrankungen der Gallen- und
Harnwege. Bei ganzjährigem Kurbetrieb schließt sich der
Hauptsaison (Frühjahr, Sommer) eine gutbesuchte Herbst-
Wintersaison (mit ermäßigten Preisen) an.
Die Anstalten werden ärztlich-wissenschaftlidch als
Sanatorien geführt. Im Sauerhof werden leichte Fälle,
die sogenannten Kurpatienten, im Peterhof außerdem —
mit Ausschluß jeder übertragbaren Krankheit — auch
Kranke untergebracht, die schwer beweglich, bettlägerig
sind einer besonderen Pflege bedürfen. Die Ver-
Ppflegsgebühren sind verhältnismäßig niedrig bemessen,
zumal darin nebst der Unterkunft und Verköstigung die
ärztliche Behandlung, die Krankenpflege und die Ver-
abreichung der wichtigsten Kurbehelfe inbegriffen sind.
Fine Unterscheidung besteht bei der Verpflegsgehühr
lediglich hinsichtlich der Unterkunft (Finzelzimmer, Zimmer
Peterhof: Anstaltspark (Gemälde Karl Graf 1923,
Sauerhof (mit Beethovendenkmal)
(Phot. Hermann Brühlmever)
zu zweit, Zimmer bis zu fünft); alle übrigen Leistungen,
auch die Verköstigung (vier Mahlzeiten), sind bei allen
Anstaltspatienten gleich. Bemerkenswert ist, daß für
ede (individuelle) Diätkur — nach genauer ärztlicher
Verordnung — vorgesorgt ist. Alle erforderlichen wissen-
;chaftlichen Behelfe sind vorhanden (Chemisch-mikro-
;kopisches Laboratorium). Durch kostspielige bauliche
mgestaltungen wurden sowohl im Peterhof als auch im
jauerhof moderne Speisesäle und Gesellschafts-
:äume (Musik-, Lesezimmer) gewonnen, ferner — außer
Luft- und Sonnenbädern — auch eine geräumige Liege-
halle vorgesehen.
Die äußere Gestalt der beiden Gebäude hat keine
wesentliche Umänderung erfahren. Innen ist aber eine
zrundlegende Wandlung zu verzeichnen. Dies gilt vor
allem für den Peterhof. Der Sauerhof, dessen stil-
volle Vorderfront und wunderschöner Rundhof als archi-
tektonische Kleinode hervorzuheben sind, war viel leichter
den neuen Verhältnissen anzupassen.
In dem — auch ambulatorisch zugänglichen — Sauer-
ıofbad — einer tempelartigen Badehalle — wurde an
stelle der auf den alten Bildern ersichtlichen, jedoch ver-
;cdhollenen Sandsteingruppe „Aeskulap und Hygiea” von
losef Klieber eine Statue des farnesischen Herakles auf-
gestellt. Das gleichfalls auch ambulatorisch besuchte
Ängelsbad wurde im Mai 1925 gründlich renoviert; es
wird im Hinblick auf seine besondere Eigenart ärztlicher-
seits bei Rheuma(Ischias)leiden alter Leute und bei Herz-
and Gefäßkrankheiten empfohlen. Die Petersquelle —
die südlichste Badener Schwefeltherme — speist das (nur
jür die Anstaltspatienten zugängliche) Petersbad. Die
Quelle wurde anfangs 1028 neu gefaßt, das Bad neu
ausgeslattet.
Im hübschen Vorgarten des Sauerhofs wurde im
Jahre 1927 anläßlich der Beethoven-Jahrhundertfeier ein
schönes Beethoven-Denkmal errichtet (ein Werk des
Bildhauers Hans Mauer). Der große alte Anstaltspark,
der sich zwischen Sauerhof und Peterhof erstreckt, erfreut
sich verständnisvoller gärtnerischer Pflege.
Als allgemein zugängliche Kur-(Heil-)Anstalten sind
die beiden Anstalten ihrer altbewährten Bestimmung
TE.