Erster Teil.
Geschichte der Eisenindustrie in Südrußland.
Kapitel II.
Die Anfänge der Eisenindustrie in Südrußland.
1. Begriff der siidriissischen Eisenindustrie.
Man unterscheidet im jetzigen Rußland sechs Eisenindustrie
gebiete, welche im großen und ganzen wirtschaftlich-territoriale
Einheiten bilden. Es sind: 1. Das Uralgebiet, 2. das mittlere Rußland,
3. das südrussische, 4. das polnische, 5. das nordwestliche und 6. das
sibirische Gebiet 1 .
Südrußland ist eigentlich ein ziemlich verschwommener Begriff;
man meint damit ungefähr das südliche Drittel des europäischen
Rußlands, dagegen ist der Begriff „südrussisches Eisenindustriegebiet“
ziemlich klar begrenzt. Hier kommen folgende Gouvernements in
Betracht: das Gouvernement Jekaterinoslaw, das Donezgebiet und
dann teilweise die Gouvernements Cherson, Charkow und Taurien.
Die Entstehung dieses Industriebezirks steht im engsten Zusammen
hänge mit der Verteilung der Eisen- und Steinkohlenlager in Süd
rußland.
Da die südrussischen Steppen beinahe vollständig waldlos sind,
brauchte man in Südrußland als Heizungsmaterial von Anfang an
Steinkohle. Das Donez-Steinkoblenbassin umfaßt eine Fläche von
ungefähr 40000 Quadratwerst und ist wohl das größte in ganz Europa 1 2 .
Das Gebiet kann man in zwei Teile einteilen: die östlichen zwei
Drittel des Bassins enthalten Anthracit, das westliche Drittel dagegen
führt in reicher Menge die eigentliche Steinkohle, welche die Grund
lage des Hochofenprozesses bildet.
Die Eisensteinlagerungen befinden sich in drei Gegenden. Die
erste Gruppe bilden die in Kohlenbecken zerstreuten Eisenerz
1 Die offizielle staatliche Statistik rechnet noch drei Gebiete dazu: nörd-
liehes, südwestliches und finnisches.
2 Prof. Lutugun meint, daß allein das bis jetzt untersuchte Gebiet zirka
210 Milliarden Pud Steinkohle enthält.