I. Der Hausfleiß.
1. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Walachei bis zum
Jahre 1875.
Jedes gewerbliche Betriebssystem ist in seinem Entstehen, Be
stehen und Gedeihen an bestimmte wirtschaftliche Voraussetzungen
geknüpft, die das Normale einer Epoche ausmachen. Der Hausfleiß
gehört der geschlossenen Hauswirtschaft, das Handwerk der Stadt
wirtschaft, der Verlag und die Fabrik dem Kapitalismus an.
Der Hausfleiß gilt in der Wissenschaft als die älteste Form des
Gewerbebetriebes, aus der sich die anderen Formen herausgebildet
haben. Von ihm wird daher eine Untersuchung über die industrielle
Entwicklung eines Landes auszugehen haben.
Heute ist dieses alte Betriebssystem auch in der Walachei im Ver
schwinden begriffen, und dieser Vorgang wird leichter verstanden werden,
wenn zunächst aus der Geschichte des Landes diejenigen Faktoren
vornehmlich wirtschaftlichen Charakters hervorgehoben werden, welche
auf die Entwicklung des Hausfleißes einen Einfluß gehabt haben.
Raicewich sagte im Jahre 1789: „Es gibt in der Moldau und
Walachei nur Mönche, Bojaren, Grundbesitzer und Bearbeiter der
Gründe, alle Sklaven eines Despoten, Sklaven eines Tyrannen“ und
weiter spricht er von den Rumänen „sie fliehen die Arbeit, so sehr
sie nur können, denn sie wissen, daß sie um so mehr abgeben müssen,
je mehr sie besitzen. Daher sind sie ohne Industrie“ 1 ). Darin stimmt
er mit General de Bauer überein. Dieser erzählt, daß in der Walachei
„les metiers meme les plus neoessaires sont egalement negliges. On
y trouve ä la verite des gens des toutes sortes des professions, mais
ce sont les plus lourds et les plus ignorants que j’ai vus“ 2 ). Derselbe
vergißt aber auch nicht, in seinen Beschreibungen von dem Haus
fleiß der Bauern zu sprechen, der in der Tat damals in der Walachei
in voller Blüte stand.
Um dieselbe Zeit durfte Carra von den, „größten Städten“
sagen, sie seien „kaum mit den schlechtesten Dörfern Frankreichs
‘) von Raicewich, Bemerkungen über die Moldau und Walachei 1789,
S. 48 und 60.
a ) General de Bauer, Jlemoires historiques et geographiques sur la
Valachie (Paris 1778), S. 28.