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tungen der Zunftverfassung erleichtert würden, damit »der
Eintritt fähigen und ehrbaren Personen nicht zu schwer«
werde. 1 ) Ganz in Übereinstimmung mit A. Smith ist er auch
gegen Handelsmonopole. 3 ) Daneben wirkt es jedoch ganz
befremdend, wenn Kankrin den völligen Mangel an Ver
ständnis für die Eisenbahnen zeigt, gegen welche er eifert,
und wenn er sich über die Banken äußert: sie wären lieber
gar nicht eingerichtet worden. 3 )
Wie bei den Merkantilisten überhaupt, so ist übrigens
auch bei Kankrin der Schwerpunkt nicht im Theoretischen,
sondern hauptsächlich auf dem Gebiete der praktischen
N.-Okonomie zu suchen, wo er sich, wie wir in dem Vor
hergehenden konstatiert haben, als ein Anhänger der kon
servativen Mittelstandspolitik erweist.
Selten wird einem Schriftsteller die Möglichkeit ge
geben, seine Ideen zu verwirklichen. Diese Möglichkeit
wurde aber Kankrin wie selten einem geboten, als er zum
Finanzminister ernannt wurde. Und die Bedeutung Kankrins
überhaupt liegt nicht sowohl in seiner schriftstellerischen
Tätigkeit, als vielmehr, ja fast ganz auf dem Gebiete der
Staatswirtschaft. Man kann sogar ohne Übertreibung sagen,
daß seine nationalökonomischen Schriften eben durch sein
finanzwirtschaftliches Wirken an Interesse gewinnen, denn
sonst kommt- ihnen als solchen keine nennenswerte Be
deutung zu.
Auf dem finanzwirtschaftlichen Gebiete aber leistete
Kankrin wirklich große Dienste. In das von ihm geleitete
Finanzministerium brachte er, was diesem bisher durchaus
gefehlt hatte, nämlich Ordnung und System, aber dann auch
die nicht zu gering zu schätzende persönliche Ehrlichkeit.
Die finanzwirtschaftliche Tätigkeit Kankrins ist, wie
wir gesehen haben, nicht ohne Mängel und sogar nicht
ohne bedeutende Fehler, wie, um hier nur ein Beispiel her
vorzuheben, die von ihm im »Weltreichtum« getadelte und
i) Ök. 212. — 2 ) Weltr. 175. — 3 ) Ök. 152.