Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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doch von ihm selbst dann der fiskalischen Zwecke halber 
eingeführte Branntweinpacht. 
Es widersprach auch seinem prinzipiellen Standpunkte 
des Mittelstandspolitikers, wenn er als Finanzminister eine 
großindustrielle Politik zu treiben genötigt war. 
Aber ganz im Geiste seiner Auffassung von den Zielen 
der Volkswirtschaftspolitik war es, wenn Kankrin immer die 
Interessen der Privaten denjenigen der Staatsregierung unter 
zuordnen suchte und wenn er die Industrie und die Kredit 
anstalten überhaupt als fiskalische Mittel in den Händen der 
Regierung betrachtete. 
Die Bemühungen Kankrins im Amte des Finanzministers 
waren hauptsächlich auf die Beseitigung der Defizite und 
die Hebung der Staatseinnahmen gerichtet, sowie auf die 
Reform des Geldwesens. Hier hat Kankrin tatsächlich große 
Verdienste aufzuweisen und hier liegt die größte Bedeutung 
Kankrins als eines Staatsmannes. 
Daß er es nicht verstand durch tiefergreifende innere 
Reformen, besonders in dem Abgabenwesen, sein Werk auf 
eine festere Basis zu stellen, und daß dann sein ganzes 
Werk in Brüche ging, daran hat Kankrin wahrlich nicht 
allein schuld. Denn zugestanden, daß auch innere Mängel 
des Kankrinschen Finanzsystems bei seinem Zusammen 
bruche das ihrige beigetragen haben, so kann man jedoch 
unmöglich leugnen, daß die größte Schuld dabei dem Staats 
regime zugemessen werden muß, was ja der Krim-Krieg 
auch äußerlich am deutlichsten bezeugte.
	        
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