Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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Auf der Universität soll G. Kankrin wegen »des glühen 
den Eifers für das Gute« sehr beliebt gewesen sein. In 
Gießen hatte er als Student an der Stiftung eines idealen 
Freundschaftsbundes teilgenommen; und seinen Genossen 
hat er noch später seine Treue bewiesen. Als er nämlich 
im Jahre 1813 diese Gegend passierte, suchte er die alten 
Freunde in Gießen auf, trotzdem er durch sehr viele Arbeiten 
in Anspruch genommen war, um »sich mit Herzlichkeit dem 
Ergüsse gegenseitiger Empfindungen hinzugeben«. 1 ) 
In die Universitätsjahre fällt ein Roman, der der Feder 
G. Kankrins zugeschrieben wird. Der Roman ist später, 
nämlich 1797 und 1798, in Altona in 2 Teilen anonym er 
schienen und trägt den Titel: »Dagobert, eine Ge 
schichte aus dem jetzigen Freiheitskriege«. 2 ) Die Helden 
des Romans sind zwar patriotische Offiziere der französischen 
Republik, doch tritt der Gedanke, daß die Anarchie durch 
jemand bewältigt werden müsse, ebenso wie die Bewunde 
rung Napoleons schließlich immer mehr hervor. 
Was die Universitätsstudien, den Charakter derselben 
um jene Zeit betrifft, so gibt uns G. Kankrin selbst manche 
Aufschlüsse darüber. An einer Stelle seiner Tagebücher, an 
9 Keys. 4. 
3 ) Über die Autorschaft dieses Romans sagt Graf Al. Keyserling, 
Schwiegersohn G. Kankrins, in seiner »Lebensskizze Kankrins« folgen 
des : »Obgleich aus Kankrins Munde in späteren Jahren, soviel man 
weiss, über diesen Roman nichts verlautete, so wird er ihm doch all 
gemein und gewiss mit Recht zugeschrieben, da die kurzen Sätze, die 
entschiedenen Aussprüche, die aphoristischen Reflexionen nach Form 
und Inhalt jenes nicht leicht zu verkennende Gepräge einer von Kankrin 
herrührenden Schrift verraten. Dass aber G. Kankrin schon in so früher 
Zeit belletristische Schriften herausgegeben hat, bestätigt er selbst in der 
Vorrede seines letzten kleinen Werkes (damit ist die Vorrede zu den 
»Phantasiebildern eines Blinden«, Berlin, 1845, gemeint. G. Sch.), die mit 
den Worten beginnt: Als ich jung war, erging ich mich in den Gefilden 
der Dichtung«. (Keys. 4/5). — Den Roman selbst konnte ich in den 
Berliner und Münchener Bibliotheken nicht finden und deshalb musste 
ich es mir versagen, die Frage nach der Autorschaft des Romans auf 
'hre Gründe hin zu prüfen.
	        
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