Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

6 
kann.« 1 ) Und Roscher schreibt darüber noch folgendes: 
»Ich habe diese Behauptung beim Durchforschen der Literatur 
zwischen 1776 und 1794 vollkommen bestätigt gefunden, 
sowohl in den Lehrbüchern und Monographien, als in den 
gelehrten und politischen Zeitschriften. Selbst die Göttinger 
gelehrten Anzeigen, die sich um die Einführung Ad. Smith’s 
in Deutschland so großes Verdienst erworben haben, sind 
in der langen Zwischenzeit zwischen den erwähnten Rezen 
sionen (d. h. von 1777 bis 1794. G. Sch.) über ihn gänzlich 
still, so daß sie z. B. am 31. Mai 1781 einen Mann wie 
Büsch auf dieselbe Stufe nicht bloss mit Steuart, sondern 
mit Smith stellen.« 2 ) Daraus ergibt sich, daß die deutsche N.- 
Ökonomik um die Jahre 1790—1794, als G. Kankrin seinen 
Universitätsstudien oblag, sich noch vorwiegend in dem 
Fahrwasser des Merkantilismus bewegte, abgesehen von 
einigen »mauvillonisch«-physiokratischen Versuchen und 
von deutschen Übersetzungen des Smith’schen Hauptwerkes, 
das, wie wir gesehen, noch so gut wie keinen Einfluß 
um diese Zeit in Deutschland zu verzeichnen hatte. 
So verhält sich die Sache im allgemeinen. Wenn wir 
uns nun den Giessener und Marburger Universitäten zu 
wenden und uns erkundigen, welcher Geist um die Zeit, 
als G. Kankrin dort studierte, die n.-ökonomischen Lehr 
stühle beherrschte, so finden wir folgendes. In Giessen 
dozierte N.-Ökonomie von 1787 bis 1831, dass heisst um 
die Zeit (1790—1792), als G. Kankrin dort seine Universitäts 
studien begann, A. Fr. W. Crome, ein Mann, der sich den 
n.-ökonomischen Systemen seiner Zeit gegenüber eklektisch 
verhielt und erst um 1807 begann, sich für einen Anhänger 
A. Smith’s auszugeben. 3 ) An der Marburger Universität 
wurde das nationalökonomische Fach schon seit 1787 von 
Heinrich Jung gelehrt, d. h. von einem Manne, der wahrlich 
•) Zitiert bei Roscher, S. 601.— 2 ) Roscher, 601.— 
3 ) Vgl. K i r m i s , Crome. Berner Dissert. Bern, 1908. S. 81, 
111—112.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.