kein wissenschaftlicher Kopf war. Es ist für ihn die Viel
seitigkeit bezeichnend, mit der er paradierte. So umfasste
sein akademischer Lehrkursus binnen zwei Semestern in
wöchentlich 24 Stunden: Landwirtschaftslehre, Technologie,
Handelswissenschaft, Forstwissenschaft, Bergbaukunde,
Staatswirtschaftslehre, Polizei- und Finanzwissenschaft in
mehreren Abteilungen. Und die Lehrbücher, die er geschrieben
hat, sind sehr zahlreich. So schrieb er über Landwirtschaft,
Fabrikwesen, Handel, Finanzen, Kameralrechnungswesen,
Vieharzneikunde, die er freilich später selbst für unreif er
klärt hat, dann ein Lehrbuch der Finanzwissenschaft, Grund
lehre der Staatswirtschaft, ein Elementarbuch für Regenten
söhne und alle, die sich »dem Dienste des Staates und der
Gelehrsamkeit widmen wollen«. 1 )
Hier wird wohl auch eine vom Grafen Al. Keyserling
erzählte Äußerung G. Kankrins, als derselbe schon Minister
war, einigermaßen verständlich sein. »Als er z. B. — erzählt
Graf Al. Keyserling — gelegentlich auf einem Spaziergange
überraschende landwirtschaftliche Kenntnisse entwickelte und
gefragt wurde, »woher wissen sie alle diese Details?«, ant
wortete er, die Hände in die Seite gestützt: »Fragen Sie
mich, was ich nicht weiß!« 2 ) Das war freilich scherzweise
gesagt, ist aber jedenfalls ein Charakteristikum für den Schüler
des »allseitigen« Lehrers. Wir wissen denn, daß auch G.
Kankrin später in russischen Diensten auf verschiedenen
Gebieten, bevor er General-Intendant und dann Minister
wurde, tätig war, so z. B. im Salz- und Forstwesen; es ist
auch sein Projekt über die Schafzucht bekannt, von dem
weiter unten die Rede sein wird.
Um die Vielseitigkeit unseres Lehrers darzulegen, dürfen
wir nicht unerwähnt lassen, daß er auch auf dem religiösen
Gebiet tätig war. »Seine Geisterkunde — sagt Roscher 1 ) —
ist eine wüste, sogar langweilige Theorie des Aberglaubens,
aber seine »Scenen aus dem Geisterreiche« — meint der
’) Roscher, 552. — 2 ) Keys. 32.