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Aktienbrauerei zum Löwenbräu
in München.
Vor etlichen hundert Jahren schon sprachen die Münchner kurzweg vom Löwenbräu.
Damals war es eine kleine Braustätte im Innern der Stadt, deren Haus geschmückt war
mit dem Sinnbild des ruhenden Leuen. Und heute, da in neuer Form aus diesem kleinen Be
triebe sich als ein einziger Großbetrieb die größte Brauerei des Deutschen Reiches entwickelt
hat, sagen die Einheimischen und die Fremden nicht anders. Die große Aktiengesellschaft,
die den Ruhm der Münchener Brauindustrie mit hinausträgt nicht nur in den deut
schen Norden und zu den westlichen Nachbarn, sondern auch über die Weltmeere, hat
sich’s angelegen sein lassen, nicht bloß einen guten Stoff zu erzeugen, sondern auch
in allen ihren übrigen Einrichtungen den Namen „modern“ im besten Sinne zu ver
dienen.
Wer heute das Loblied der alten Zeit und ihrer in vielen Dingen gewiß patriarchalischen
Verhältnisse singt, der vergißt nur zu leicht die zwängenden Einschränkungen, die sie gerade
der Arbeiterschaft auferlegten und übersieht häufig das, was von großen Verbänden und
Unternehmungen auch schon vor den dankenswerten gesetzlichen Maßnahmen sozialer
Fürsorge aus freien Stücken geschehen ist.
Die Aktienbrauerei zum Löwenbräu beschäftigt heute nahezu 1000 Arbeiter, von
denen nur ein Fünftel unter fünf Dienstjahren im Hause ist, während über 380 Arbeiter
5—15 Jahre, fast 200 Arbeiter nahezu 20 Jahre und ca. 140 Arbeiter 20 bis 30 Jahre und
darüber vollendet haben.
Wenn Zahlen beweisen, so kommt gewiß diesen Ziffern die Kraft zu, zu bezeugen, daß
die Brauerei mit einem Stamm treuer Helfer arbeitet. Sie hat aber auch schon frühzeitig
Vorsorge getroffen, die Zukunft ihrer Mitarbeiter und deren Familien sicherzustellen. Schon
13 Jahre nach ihrer Gründung rief die noch junge Aktiengesellschaft im Jahre 1885/1886
mit einer ursprünglichen Einlage von 10 000 M. eine
PENSIONSKASSE ins Leben, deren Kapital durch jährliche Zuwendungen von je
30 000 M. nach zehn Jahren schon auf 320 000 M. angewachsen war. Im Jahre 1896/1897