Full text: Das mitteleuropäische Wirtschaftsproblem

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Dr. Stolper: Das mitteleuropäische Wirtschaftsproblem. 
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zweieinhalb- bis dreifache seiner zollbelasteten Einfuhr 
exportiert. 
Der Export der Monarchie an Schlacht- und Zug- 
vi eh nach Deutschland hat sieh in den letzten zwei Jahren 
vor dem Kriege stark gehoben, nachdem er 1911 auf einen 
Tiefstand gesunken war. Sie hat 1913 für 43 Millionen 
Kronen Rinder und für 6 Millionen Kronen Pferde nach 
Deutschland ausgeführt. Die Hebung ihrer Ausfuhr 
nach Deutschland fällt ganz deutlich mit der Wiederher 
stellung normaler Handelsbeziehungen der Monarchie zu 
den Balkanstaaten, besonders mit Serbien zusammen, von 
wo seither die Einfuhr eines bestimmten Kontingents Ochsen 
und Schweinefleisch zugelassen war. Hier zeigt sich besonders 
deutlich, in wie hohem Maß ein handelspolitisches 
Entgegenkommen gegenüber den Balkanstaaten durch die 
Möglichkeit der Ausfuhr nach dem Deutschen Reich be 
dingt ist, da Österreich-Ungarn für sich aufgehört hat, 
auch für Schlacht- und Zugvieh Ausfuhrland zu sein. 
Die Ausfuhr von sonstigem Vieh nach Deutschland bewegt 
sich um 20 Millionen Kronen, hauptsächlich Geflügel, 
während Österreich-Ungarn seit Jahren in steigender 
Menge von Deutschland Seefische kauft (1913 für etwa 
8 Millionen Kronen). Die Geflügelausfuhr Rußlands nach 
Deutschland beträgt namentlich für Gänse ein mehrfaches 
der österreichischen. 
Besondere Bedeutung hat die österreichisch-ungarische 
Ausfuhr an tierischen Produkten, nach Brennkohle, Holz 
und Zucker der wichtigsten Ausfuhrpost der Monarchie. Der 
Aktivsaldo des Warenverkehrs dieser Tarifklasse ist aller 
dings im allgemeinen nicht sehr bedeutend. Einer Ausfuhr von 
275 Millionen steht eine Einfuhr von 233 Millionen Kronen 
gegenüber. Deutschland nimmt an der Ausfuhr mit 
222 Millionen Kronen oder rund 80%, an der Einfuhr 
mit bloß 41 Millionen oder 18 % teil, davon'entfällt allein 
etwa die Hälfte auf Rinderhäute. In der Ausfuhr nach 
Deutschland steht obenan ein Eierexport von 
124 Millionen Kronen. Österreich-Ungarn steht als 
Eierlieferant des Deutschen Reiches Rußland nicht 
nach. Außerdem liefert die Monarchie nach Deutschland 
für 64 Millionen Kronen Felle und Häute, an 30 Millionen 
Kronen Haare und Federn.
	        
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