Full text: Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russisch-Polen und dem Deutschen Reiche und die sich daraus für den Friedensschluss ergebenden Folgerungen

zahl der Kinder besucht die Schule nicht öfters als 50 mal int 
Jahre.*) 
Das Elementarschulwesen in den Städten ist nicht besser 
gestellt. Im Jahre 1893 entfielen auf 114 Städte und 353 
städtische Ansiedelungen nur 351 Elementarschulen. Wie bereits 
erwähnt, haben aber die Städte vor dem Lande den Vorteil der 
Sonntagsschulen. In Warschau gab es 1903/04: 52 Handwerker- 
Sonntagsschulen, welche nur am Sonntag früh tätig sind, nämlich 
4 vierklassige, 5 dreiklassige, 16 zweiklasstge und 27 einklassige. 
Wenn man durchschnittlich auf eine Klasse 50 Kinder annimmt, 
so können in diesen Schulen 2 600 Kinder aus der Arbeiterklasse 
den allerdürftigsten Unterricht finden. 
Dem niedrigen Stand des Elementar-Schulwesens entspricht 
die Zahl derjenigen, die lesen und schreiben können. Im Jahre 
1897 betnig die Zahl derer, die lesen und schreiben konnten, 41 % 
der Bevölkerung über 9 Jahren. Am größten (51 %) war die 
Zahl im Gouvernement Warschau, am kleinsten (30 %) in 
Radom und Kielce. Hierbei muß allerdings erwähnt werden, 
daß unter die Analphabeten alle gerechnet werden, dierussis di 
nicht lesen oder schreiben können, wenn sie in ihrer Muttersprache 
auch nicht ohne jede Kenntnis des Lesens und Schreibens sind. 
Nach der Militärstatistik konnten von den Ausgehobenen polnisä) 
und russisch lesen: 1874—83: 15 %, 1890—98: 27,5,%, 1905: 
37,2 %.**) 
Gegenwärtig wird die Zahl der Schreib- und Leseunkundi 
gen in Polen auf 69,5 % geschätzt und zwar kommen auf 10 lese- 
und schreibkundige Frauen 13 schreib- und lesekundige Männer. 
Neben der breiten Masse der Bevölkerung steht die Jn- 
tellegenz der Städte und des Adels, die sich durch eigene Schulen. 
Studium im Auslande, Fortbildung in Musik, Theater und 
Wissenschaften stets weiter zu bilden sucht, auf einer durchaus 
hohen Kulturstufe. 
Städte. Wie bereits erwähnt, liegen die volksreicheren 
Städte Polens auf dem Gebiete links der Weichsel; es hängt das 
damit zusammen, daß der rechts der Weichsel liegende Teil in 
der Hauptsache der Landwirtschaft dient, während links der 
Weichsel sich neben der Landwirtschaft eine starke Industrie 
entwickelt hat. Die bedeutenderen Städte Polens sind aus der 
Tabelle 1 (cf. am Schluß) ersichtlich. Diese Tabelle gibt auch 
zugleich über die Verkehrseinrichtungen, Bildungsanstalten und 
*) Strasburger S. 64 f. 
**) Statistisches Jahrbuch für das Königreich Polen, Jahrgang 1914.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.