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Anfangs ähnelten die Zeitungen den Briefen, aus denen
sie hervorgegangen waren,') da die Herstellung handschriftlich
erfolgte?) Auch später wurden sie selbst dann noch hand
schriftlich angefertigt, als das zunehmende Interesse weiterer
Kreise an einem allgemeinen Nachrichtenverkehr eine Verviel
fältigung der Zeitungen notwendig machte. Ende des 15.
Jahrhunderts gab es schon Personen, die handwerksmäßig
Zeitungen schrieben?) Sie sammelten an den Hauptknoten
punkten des Verkehrs Nachrichten über Zeitereignisse, stellten
sie zusammen und versandten sie gegen vorher fest vereinbarten
Jahreslohn an einen bestimmten Kundenkreis. Diesen bildeten
namentlich Fürsten, hochstehende und reiche Personen und
Großkauflente, die sich einen derartigen, verhältnismäßig
kostspieligen Nachrichtendienst leisten konnten.
Neben den regelmäßig erscheinenden geschriebenen Zeitungen
wurden bei besonderen Anlässen Flugblätter veröffentlicht, ff
deren Absatz nicht an einen bestimmten Kundenkreis, sondern
an die große Masse auf Märkten und Messen stattfand. * * * 4 5 )
>) Stieler S. 17: „Inzwischen ist nicht zu leugnen, daß die
Zeitungen ihren Ursprung und Fortsetzung dem Briefwechsel mehren-
theils zu danken haben. Gestalt dann heut zu tage alles, was man
von Wellhändeln in Erfahrung bringet, einzig und allein von den Briefen
herkommt." — Aehnlich von Benst III S. 595: „Die Zeitungen haben
ihren Ursprung und Fortsetzung demBrief-Wechsel mehrentheils zu dancken."
— A. a. O. III S. 9: „Mit der Corresspondentz sind die Zeitungen,
als eine besondere Art derselben, verbunden."
si Noch heute gibt es Zeitungen im weiteren Sinne, die ganz
oder teilweise geschrieben und auf chemischem oder mechanischem Wege
vervielfältigt werden (Korrespondenzen, Wetternachrichten, Stenographische
Blätter).
s) Mit dem Abschreiben von Zeitungen befaßten sich in Leipzig
auch arme Studenten. „Darneben mag es bey dem Abschreiben der
Zeitungen, darvon etliche arme Studenten sich bißhero zu nehren gepflogen,
auch hinfüro verbleiben". (Ans dem Reskript d. Dresdener Ober-
Konsistoriums v. 9. Dezember 1033 an Rat und Universität Leipzig).
Vgl. Kirchhoff S. 53 u. Witkowski S. 159.
4 ) Stieler S. 106 f.: „Gleichwol ist es keinem Novellen-Verkänffer
gewehret, wann ihm eine ausführliche Relaiion von einem gehaltenen
Treffen, einer Bestürm- und Eroberung ... zu Handen kommen, so in
denen ordentlichen Zeitungen keinen Raum haben, es apart drucken
zu lassen."
5 ) Archiv 1884 S. 727 f. Art.: „Der Zeitungskrämer des 17.
Jahrhunderts".