Für diese Warenproduktion reichte allerdings die handschrift
liche Anfertigung der Mitteilungen nicht mehr ans. Das
unvollkommene Produktionsverfahren wurde deshalb durch ein
vollkommeneres ersetzt, x ) das in der Verwendung der bereits
seit Bkitte des 15. Jahrhunderts bekannten Buchdruckerkunst
bestand. Als dann das Interesse und Verständnis für fort
laufende und allgemeine Berichterstattung die Nachfrage nach
Zeitungen steigerte, bedienten sich die Herausgeber von Zeitungen
zur Vervielfältigung ihrer Erzeugnisses immer niehr der Buch
druckerkunst; gleichwohl bestanden die geschriebenen Zeitungen
daneben noch lange hindurch fort.
Außer der Buchdruckerknnst war für die Entwickelung
des Zeitungswesens in Deutschland etwa vom 16. Jahrhundert
ab die Vervollkommnung der Verkehrseinrichtungen von
besonderer Bedeutung?) Das Botenwesen der Städte, Klöster,
Fürsten usw. wurde durch die staatlichen Posten verdrängt. Ihr
regelmäßiger Gang erleichterte das Sammeln und Verbreiten
von Nachrichten. Damit verdichteten sich in Deutschland die
Beziehungen zwischen Post und Zeitungswesen, die schließlich
dazu führten, daß sich die Post selbst mit der Herstellung und
dem Vertrieb von Zeitungen befaßte?) Es taten dies anfangs
st Bücher, Das Gesetz der Massenproduktion. Zeitschrift f. d.
ges. Staatswissenschaft 1910, S. 441.
2) von Beust, III S. 595 f.: „Endlich, da durch die Druckereyen
die Schriffteu sehr leicht und bequem in unendlich vieler Leute Augen
und Hände kommen können, hat inan, nach deren Erfindung, nicht er
mangelt, auch diesen nützlichen Theil der menschlichen Erkenntniß zu
erheben, . . . und selbige immermehr bekannt gemacht".
3) „Die Druckerpresse und das Postwesen hatten miteinander zu
Gevatter stehen müssen, ehe das Kindlein die ächte Zeitnngstanfe erhielt",
(,,DaS deutsche Zeitungswesen" in der „Deutschen Vierteljahrs-Schrift"
1840 S. 4 f.). Aehnlich bei Rübsam, Zur Geschichte deS ZeitungsWesens
am Anfange des 19. Jahrhunderts, Archiv 1900 S. 212: Es ist „das
Posthaus so recht eigentlich die Gebnrts- und Miegenstätte der modernen
Tagesblätter gewesen".
st Hierauf gründet sich schon frühzeitig die Auffassung, daß der
Ursprung der Zeitungen im wesentlichen der Post zu verdanken sei.
„Vor allen andern aber kommet der Zeitungen Ursprung aus den Post-
hensern her; und eben darum sind auch zugleich die Keyserl. Postmeister
mit so vielen stattlichen Freyheiten und Gerechtigkeiten begäbet, daß von
ihnen der Lauf der Welt entlehnet, und, gleich als aus einem Zeughanse
durchgehender Erfarnng genommen werden kan, was hier und dar ergehet".