Full text: Der Deutsche Post-Zeitungsgebührentarif

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, gestatteten nämlich anderen Personen das Lesen der angekommenen 
Zeitungsbriefe. Sie fertigten auch, soweit sie es für angebracht 
hielten/) auszugsweise Zusammenstellungen ans dem Inhalt 
der Zeitungsbriefe, vervielfältigten die Zusammenstellungen 
und überließen sie aus Gefälligkeit oder gegen Entgelt dem 
Publikum. Manche Postmeister gaben sich jedoch mit dem 
Zeitungsdienst überhaupt nicht ab. 2 ) 
Die Postmeister hatten anderen Zeitungsherausgebern 
gegenüber den Borteil, daß sie die Posttransporteinrichtungen 
kostenlos zur Beförderung der Zeitungen benutzen, also das 
damals verhältnismäßig recht hohe Porto sparen und deshalb 
die Zeitungen zu einem relativ billigen Preise liefern konnten. 
So verschafften sie sich leicht einen größeren Bezieherkceis 
und eine reichliche Einnahme an Abonnementsgeldcrn, auf 
der früher, als es das einträgliche Jnseratenwescn noch nicht 
gab, die Existenzmöglichkeit jeder Zeitung beruhte. Nach und 
nach gestaltete sich das Zeitungswesen für die Postmeister immer 
gewinnbringender. Es war daher kein Wunder, tvenn diese 
schließlich darauf ausgingen, den Wettbewerb privater Zeitungs- 
Unternehmer nach Kräften zu verhindern, womöglich überhaupt 
unmöglich zu machen. Diese Bestrebungen gipfelte» sogar in 
Versuchen, ein postamtliches Monopol für das Herausgeben 
von Zeitungen zu begründen?) Unterstützt wurden die Post- 
/ Stielcr S. 94: „Die Postmeister, ob sie schon viel geschrieben 
und gedruckte Zeitungen bekommen, kaum den vierten Theil davon 
drucken lassen". - S. 70: „und wird manche gute Benachrichtigung 
von den Postmeistern ausgelassen, wenn sie weder klinget noch klappet". 
— S. 58: „Daneben hat auch ein Postmeister ... sich vorzusehen, 
daß er nichts verfängsliches ... in seine Zeitungen bringe".-S. 94: 
„Ein Postmeister behüt und furchtsam sey, weitaußsehend Sachen in 
öffentlichen Druck zu bringen". — S. 97: „Was kluge Postmeister 
seyn, . . - trauen nicht leichtlich einer Relation". 
2) Stieler S. J 01 : „Jedoch haben . . . nicht alle Postmeister mit 
Zeitungen zu schaffen, sondern überlassen diß Handwerk, als ihnen zu 
gering und verschmähelich, niedern Personen". 
s) In einer Intervention des Kurfürsten von Mainz voni Jahre 
1617 zu Gunsten des Postmeisters von den Birghden beim Frankfurter 
Senat heißt es: „Wann wir uns denn berichten lassen, daß die gemeinen 
„ Avisen und Zeitungen jederzeit bey den Posten gewesen" (Archiv 1876 
S. 302). - Vgl. auch: Kirchhoff S. 53; Opel S. 2; Prutz S. 207; 
Quetsch II S. 220; von Witzleben S. 10; Witkowski S. 161 u. 224. —
	        
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