Zeitungen aus einem im voraus nach privatwirtschaftlichen
Grundsätzen mit den Kunden vereinbarten Jahreslohn, der als
„Jahrgeld" bezeichnet wurdet) Daß sich das Entgelt mit
unter gleichzeitig auf die Beförderung der Briefschaften erstreckte,
ist leicht erklärlich, da das Postwesen in damaliger Zeit vielfach
als zusammengehörig mit dem Zeitungswesen angesehen wurde.
Da die Postmeister für die Beförderung der Zeitungen
mit den Posten ihres Landes Portofreiheit genossen, kamen
Transportkosten, solange die Beförderung im Jnlande erfolgte,
bei der Bemessung des Entgelts für die Lieferung von
Zeitungen nicht in Betracht. Weil diese ferner aus der ersten
au die letzte Hand erfolgte, also Kundeuprodnktion stattfand,
richtete sich das Entgelt neben den Kosten für Beschaffung
des Rohstoffs — Papier usw. — in der Hauptsache nach
der von Fall zu Fall besonders vereinbarten Vergütung für
die in dem Produkt — der Zeitung — verkörperte geistige
und manuelle Arbeit und dem erstrebten Gewinn.
b) Das Entgelt beim Zeitungsvertrieb
der Postmeister.
Als die Postmeister .ihre Mitwirkung bei der Heraus
gabe von Zeitungen eingestellt hatten und sich nur noch mit
dem Vertrieb der Zeitungen befaßten, regelte sich die Bemessung
des Entgelts für die postalische Tätigkeit uns dem Gebiete
des Zeitungswescns nach anderen Grundsätzen als bisher.
Der Postrechtsgelehrte von Neust schreibt in seinem Buch über
das Postregal: 2 ) „stehet auch dem Landes-Herrn . . . zu,
frey zu disponiren, wer das Commodum von denen Zeitungen
geniesen solle inzwischen ziehen sie (bte Postmeister)
davon so viel, als der Landes-Herr ihnen in denen Post-
Ordnungen ausgesetzet hat". Dieser Satz trifft insofern nicht
y Opel S. 40. - Die Zahlung eines Jahrgeldes für den Zeitungs
bezug war auch sonst vielfach üblich. Vgl. hierzu Beispiele: Archiv 1884
S. 653 (Berichterstatter Kaiser Rudolfs II. in Cöln); a. a. O. S. 655
(Jeremias Kresser in Augsburg); Opel S. 39 (Buchhändler Schönwetter
in Frankfurt); Salomon I S. 13 (Fugger-Zeitungen); Witlowski S. 227
u. von Witzleben S. 19 (Leipziger Zeitung).
2 ) von Beust III S. 645.