Full text: Der Wirtschaftskampf der Völker und seine internationale Regelung

Vorwort 
Die wirtschaftlichen Interessengegensätze zwischen den Völkern sind 
in der neueren Zeit in einer Weise ausgetragen worden, die wir als 
„W irtschaftskampf“ zu bezeichnen bereits gelernt haben. 
Die Wirkungen dieser gewaltsamen Austragung von Gegen 
sätzen auf alle Kulturvölker, selbst die im Weltkriege siegreichen, sind 
derart mannigfach, tiefgreifend und neuartig, daß eine umfassende Prüfung 
nötig wird. Es tauchen damit neue Probleme wirtschaftlicher, 
insbesondere aber rechtlicher Natur auf. 
In der vorliegenden Arbeit wird versucht, den Wirtschaftskampf der 
Völker im allgemeinen und den Wirtschaftskrieg während des Weltkrieges 
zu schildern. Es sollen jene allgemeinen Merkmale der Entwicklung 
auf gezeigt werden, deren Auswirkung auf rechtlichem Gebiete an 
schließend erörtert werden soll. 
Auszugehen ist vom modernen Imperialismus. In England be- 
zeichnete man als Imperialismus ein politisches Parteiprogramm, als die 
im Jahre 1884 gegründete „Imperial Federation League“ unter dem 
Banner Chamberlains den engeren Zusammenschluß der einzehren Teile 
des britischen Weltreiches forderte. An die Stelle der bisherigen Unter 
ordnung der außereuropäischen Teile des britischen Reiches unter das 
Mutterland sollte ein Verhältnis der Gleichstellung mittels Teilnahme 
aller Gliedstaaten an der Regierung und an den finanziellen Lasten treten. 
Der tiefere Sinn des Ausdruckes wies schon damals auf die Vereinigung 
der britischen Länder zu einem geschlossenen Handelsgcbiet 
(„Oommercial Union“) hin. 
In der Folge ist aber der Begriff verallgemeinert und zur Bezeich 
nung des Dranges der führenden Völker nach einem wachsenden 
Anteil an der Weltherrschaft überhaupt geworden (Friedjung, 
Imperialismus I, 5). Es ist ein politisches Ziel entstanden, das infolge 
der Verflechtung der auswärtigen Interessen aller Staaten der Welt, ins 
besondere aber der Großmächte untereinander, zur Schicksals 
frage des Weltganzen geworden ist. Es handelt sich bei ihm 
nicht mehr um die Weltherrschaft eines Volkes, sondern um eine Aus 
lese der Nationen, die eine führende Stellung in der Weltpolitik ein- 
nehraen sollen (Hintze, Aufsätze 4, 159). Der moderne Imperialis
	        
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