Vorwort.
V
perialisnms hindurch zum politischen Imperialismus gelangt ist.
Sein Imperialismus war zunächst ein kommerzieller und mari-
timer. Außer dem britischen Nationalgefühl, das sicher einen Grund
zu dem Ansprüche des angelsächsischen Geistes auf Weltherrschaft ab
gab, haben die englische Industrie und der englische Handel infolge
ihres mächtigen Einflusses im inneren Staatsleben die auswärtige Politik
zur Erringung der politischen Vorherrschaft gedrängt.
Der wirtschaftliche Imperialismus ist ein nicht immer trennbarer Teil
des Strebens nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist vielfach der Vor
läufer des politischen Imperialismus, er bleibt vielfach von ihm
als letzter Rest übrig. Von ihrer Gründung im Jahre 1600 an hatte die
Ostindische Handelskompanie kraft ihrer Austattung mit Hoheitsrechten
die politische Verwaltung der kolonisierten Gebiete bis zum Jahre 1858
in eigener Hand, wenn auch unter staatlicher Aufsicht hehalten und die
Umwandlung Ostindiens zur englischen Kronkolonie und schließlich zum
Kaiserreich Indien im Jahre 1876 vorbereitet. Ebenso hat das Kompanie
system Bismarcks mittels der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft die
erste Reichskolonie im Jahre 1890 geschaffen. In dieser Benutzung der
wirtschaftlichen Expansion als Schrittmacher der politischen in der Neu
zeit, liegt bereits eine Kultivierung des älteren Ausdehnungsdranges, der
sofort und gleichzeitig mit der wirtschaftlichen zur politischen Eroberung
schritt.
Der wirtschaftliche Imperialismus ist zwar nur ein Teil des Strebens
nach Vorherrschaft, aber der für den Frieden der Völker gefährlichste.
Der wirtschaftliche Erwerbstrieb des Volkes geht zu Lande über die Staats
grenzen hinaus und betätigt sich im fremden Staatsgebiet unter Be
schränkung oder gar Ausschluß der Landesbevölkerung; er
greift auf das allen Völkern gemeinsame Interesse an der Seeschiff
fahrt über; er ist damit zu einem ständigen Quell internationaler Ver-
kehrsstreitigkeiten geworden.
Während er anfänglich nur den Schutz der heimischen Land
wirtschaft und Industrie bezweckt, greift er schon durch den Protek
tionismus mittelbar in das Wirtschaftsleben anderer Völker ein. So
sehr die Navigationsakte von 1651 nur der englischen Schiffahrt das
Monopol in der Einfuhr der Erzeugnisse der Kolonialwaren in das Mutter
land sichern wollte, ebensosehr war sie bereits gegen den holländischen
Zwischenhandel gerichtet.
Unter dem scheinbar harmlosen Vorhaben einer „friedlichen
Durchdringung“ (penetration pacifique) wird das Streben nach wirt
schaftlicher Vorherrschaft mit Methoden betrieben, die den Feind
seligkeiten des militärischen Krieges entsprechen. Die Eroberung
fremder Märkte für die Sicherung der Einfuhr von Lebensmitteln und
Rohstoffen einerseits und der Ausfuhr von Fabrikaten und Bodenerzeug