Full text: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

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II. HAUPTTEIL. 
denn die Arbeit, mit der wir eingeführte Rohstoffe in 
fndustrie und Gewerbe in Fertigfabrikate umwandelten,, 
war unser wichtigstes Exportgut 1 ). — im Warenverkehr 
mit anderen Ländern Güter zur Verbesserung und Ver 
feinerung unserer Lebenshaltung, sondern in hohem Maße 
auch die zum Leben nötigen Güter, wie Brot und Fleisch. 
Unsere Landwirtschaft konnte unser wachsendes Volk nicht 
mehr ernähren. Sie war hierzu um so weniger in der Lage, 
als die Industrie mit ihren höheren Löhnen, mit ihren 
besser geregelten Arbeitsverhältnissen, mit ihrem verführe 
rischen städtischen Glanz, die Massen vom Lande in die 
Stadt zog. Im Jahre 1870 lebten 26,22 Millionen Ein 
wohner auf dem platten Lande, 1910 waren es noch 
25,95 Millionen. In der gleichen Zeit nahm aber die Stadt 
bevölkerung von 14,79 Millionen auf 39,97 Millionen zu 2 ). 
Der Landwirtschaft mangelte es an den nötigen Kräften 
zu intensiver Bebauung und Erzielung höherer Erträge, 
da aber durch den Export unserer Industrieprodukte die 
Lebensmittel zum Teil billiger aus dem Ausland bezogen 
werden konnten, als ihre Herstellung im Inland gekostet 
hätte, wir mit andern Worten einen geringeren Arbeits 
aufwand nötig hatten, wenn wir unser Brot zu einem ge 
wissen Teil im Ausland kauften, statt es im Inland selbst 
anzubauen, verlief unsere Entwicklung weiter zum In 
dustriestaat. Wir waren bald vollkommen auf den Welt 
markt angewiesen, um leben zu können. Die Arbeits 
teilung mit anderen Völkern wurde eine immer vollkom 
menere. Diese Arbeitsteilung hat uns vor dem Kriege 
reich und mächtig gemacht. Aber das Gefährliche dieses 
weltwirtschaftlichen Zusammenschlusses mit andern Völ 
kern lag in der Einfuhr von Rohstoffen und landwirtschaft 
lichen Erzeugnissen, ohne die unser Volk in seiner vor- 
1) Unsere Ausfuhr betrug im Durchschnitt der Jahre 1911/13 
rund 9 Milliarden. Davon entfielen 5,754 Milliarden auf Fabrikate 
(Mombert, Bevölkerungspolitik nach dem Kriege, Tübingen 1916). 
2) Feig, J., Nachfrage und Angebot auf dem Wohnungsmarkt, 
Die Wohnungs- und Siedelungsfrage nach dem Kriege. Hrsg, von 
C. J. Fuchs, Stuttgart, Meyer-Ilschen, 1918.
	        
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