Full text: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

WÄNDEKÜNGSVERLADF UND GETROFFENE MASSNAHMEN. 75 
Schöneberg, ein Elsaß-Lothringer, war an diesen Maß 
nahmen, die für die in Not geratenen Elsaß-Lothringer im 
Reich zu allererst ergriffen wurden, in hohem Maße be 
teiligt — eine von etwa 50 Personen besuchte Versamm 
lung einberufen, die den Beschluß faßte, neben der amt 
lichen Zentralstelle für die Beamten im Eeichsamt des In 
nern einen Hilfsbund für die Elsaß-Lothringer im Reich 
zu privater Unterstützungstätigkeit zu gründen. Ein ge 
schäftsführender Ausschuß wurde sofort gewählt. Ein Auf 
ruf zur Sammlung von Geldmitteln sollte sofort veröffent 
licht werden. Leider zeigte ein großer Teil der Presse 
wenig Verständnis für die Notlage der Flüchtlinge, und 
auch die sonstigen Schwierigkeiten infolge der politischen 
Unruhen waren so große, daß dieser Aufruf erst Anfang 
Januar 1919 erscheinen konnte. Inzwischen hatte aber 
der stellvertretende elsaß-lothringische Bundesratsbevoll 
mächtigte beim Reichsfinanzministerium erreicht, daß dem 
neu gegründeten Hilfsbund am 17. Dezember 1918 20000M. 
bewilligt wurden, deren Ueberweisung sich bis Anfang 
Januar 1919 verzögerte. In den letzten Tagen des Dezem 
ber wurden dem Hilfsbund vom Reichsamt des Innern 
eigene Büroräume in der Wilhelmstraße überlassen. 
a) der AUSSCHUSS VERTRIEBENER ELSASS-LOTHRINGER 
IN FREIE ÜEG. 
Die meisten vertriebenen oder zur Auswanderung ge 
zwungenen Elsaß-Lothringer erfuhren jedoch nichts von 
dem Bestehen dieses Hilfsbundes. Der Strom der Flücht 
linge ergoß sich über den Rhein nach Baden, und wer von 
den Flüchtlingen keine nahen Verwandten oder sonst Be 
kannte in Deutschland hatte, bei denen er ein vorläufiges 
Unterkommen finden konnte, blieb in Baden, in der Hoff 
nung, eines Tages in die elsaß-lothringische Heimat zurück 
kehren zu können, um wenigstens sein Hab und Gut zu 
holen. Und wer darauf nicht hoffte, wollte so lange in 
Baden bleiben, bis er in seinem Beruf eine neue Existenz 
in Deutschland gefunden haben würde. In gleicher Weise 
blieben auch die entlassenen elsaß-lothringischen Soldaten
	        
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