Die vorarbeiten für eine nationale Volks-
Versicherung. !
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Allgemeines.
Die Sozialdemokratie sucht es mit Vorliebe so hinzustellen, als
ser der Gedanke einer gemeinnützigen Volksversicherung zuerst von
ihr ausgegangen. Sie will damit den Eindruck erwecken, als ob die
bürgerlichen Maßnahmen nur eine Folgeerscheinung des sozialdemo
kratischen Vorgehens gewesen seien. Wie bereits oben dargelegt ist, fehlt
einer solchen Anmaßung von Verdiensten jede Berechtigung. Man kann
vielmehr sagen, daß die Sozialdemokratie überhaupt erst durch die
mannigfachen Erörterungen im bürgerlichen Lager auf den Gedanken
gekommen ist, sich die Volksversicherung selbst nutzbar zu machen.
Im übrigen aber besteht ein" grundlegender Unterschied zwischen den
sozialdemokratischen und bürgerlichen Bestrebungen auf diesem Ge
biete; denn während man den bürgerlichen Politikern und Versiche
rungsfachleuten, welche sich damit' befaßt haben, die Anerkennung
nicht versagen kann, daß sie sich ausschließlich von dem Gedanken
haben leiten, lassen, der Volksversicherung als einer Ergänzung und
Vertiefung der Staatsversicherung die Wege zu ebnen, hat die Sozial
demokratie die Angelegenheit mit parteipolitischen Momenten ver
quickt. Nicht die Sorge um das Wohl des Volkes hat die „Volks-
fürsorge" entstehen lassen, sondern das Bestreben der sozialdemokrati
schen Politiker, ihrer Partei neue Machtmittel zu eröffnen. Wir
erleben hier ein ähnliches Schauspiel, wie wir es täglich bei der
stqatlichen Sozialpolitik betrachten können. Erst hat die Sozial
demokratie alles aufs schärfste bekämpft und nachher gebärdet sie
sich, als sei das Ganze ihr eigenes Werk. Gerade die Sozialdemo
kraten haben am wenigsten eine Berechtigung, sich als die wahren und
uneigennützigen Freunde der arbeitenden Klassen und der minder
bemittelten Bevölkerung aufzuspielen.
Eine allgemeine nationale und gemeinnützige Volksversicherung
wäre auch ohne die Umsturzpartei entstanden. Nur hätte man im
bürgerlichen Lager, was sicher kein Schaden gewesen wäre, die Frage
noch etwas ausreifen lassen, bevor man an die Gründung heran
trat. Vielleicht wäre dann zu erreichen gewesen, was heute leider
nicht der Fall ist, daß man alle diese Bestrebungen zusammengefaßt
und so ein Werk geschaffen hätte, das die Vorbedingungen für ein
Gelingen der Sache in vollendetstem Maße in sich getragen hätte.
Bei so wichtigen sozialen Fragen kommt es weniger darauf an, ob
das Werk ein oder zwei Jahre früher vollendet ist, als vielmehr
darauf, wie es nachher aussteht. Es hat aber wenig Zweck, sich
heute in fruchtlose Erörterungen darüber zu verlieren, wie man