Full text: Die Deutsche Volksversicherung

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Der „Zentralausschuß zur Förderung der Volksversicherung" 
Soweit waren die bürgerlichen Bestrebungen zur Lösung der 
Volksversicherungsfrage gediehen, als der „Zentralausschuß zur För 
derung der Volksversicherung" seine Tätigkeit aufnahm. Am 23. No 
vember 1912 hielt dieser die bereits erwähnte Sitzung ab, zu der 
die Vertreter der Regierungen, sowie aller in Frage kommenden 
Organisationen hinzugezogen waren. Für den „Verband öffentlicher 
Lebensversicherungsanstalten" war dessen Vorsitzender, Geheimer 
Oberregierungsrat Kapp, und für den „Verband deutscher Lebens 
versicherungsgesellschaften" Regierungsrat Dr. hager erschienen. Das 
Referat hatte Geheimrat Kapp übernommen, der von dem 
Aufsichtsamt die Nichtzulassung der „Volksfürsorge" verlangte. Im 
weiteren aber gipfelten seine Ausführungen in der Empfehlung, die 
zu gründende allgemeine nationale Volksversicherung seinem Ver 
bände anzuschließen. Bereits auf dieser Sitzung wurden zahlreiche 
Stimmen gegen diesen Vorschlag laut- denn die Mehrheit der Teil 
nehmer jener Sitzung hielt es weder für zweckmäßig, noch für an 
gebracht, die privaten Lebensversicherungsgesellschaften von der Mit 
arbeit auszuschließen. Die einstimmige Ansicht der Versammlung 
ging denn auch dahin, man solle die beiden Gruppen zu einer Eini 
gung veranlassen. Ein eigentlicher Beschluß wurde auf dieser Sitzung 
nicht gefaßt, wohl aber kam man überein, die Mitglieder des „Zentral 
ausschusses" sollten einen Arbeitsausschuß einsetzen, der die Eini 
gungsverhandlungen führen sollte. Eine zweite Sitzung wurde auf 
den 9. Januar 1913 anberaumt. 
An der Sitzung vom 25. November 1912 haben auch die Ver 
treter der uationalen Arbeiterorganisationen teilgenommen und ihre 
Wünsche und Anschauungen zur Geltung gebracht. Der Unterausschuß 
des „Deutschen Arbeiterkongresses" war vollzählig erschienen. Der 
Verfasser wies besonders darauf hin, daß als die eigentlichen Träger 
der neuen Volksversicherung in erster Linie die nationalen Arbeiter 
organisationen in Frage kämen. Denn nur so könne die Gründung 
von vornherein das Vertrauen erwerben, ohne das ein Erfolg nicht 
zu erwarten sei. Von allgemeinen Gesichtspunkten verdient noch der 
Umstand hervorgehoben zu werden, daß die Pläne des Geheimräts 
Kapp im wesentlichen darauf hinausliefen, eine Zentralstelle für 
eine große Anzahl selbständiger Sterbekassen und dergleichen zu 
schaffen, welche von der neuen Gesellschaft in Rückdeckung genommen 
werden sollten. Die öffentlichen Anstalten vertraten also den Grund 
satz der Dezentralisation gegenüber der Konzentration, wie es von den 
privaten Gesellschaften angestrebt wurde. Wenngleich diese Gegen 
sätze damals noch nicht so klar herausgearbeitet wurden, so konnte 
man doch ohne weiteres schon ersehen, daß die von den
	        
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