Full text: Die Deutsche Volksversicherung

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privaten Gesellschaften gewünschte Form eine weit größere Aussicht 
auf Erfolg haben mußte; denn sie schaffte die Einheitlichkeit und Ge 
schlossenheit, ohne welche weder eine wirkliche Volksversicherung unter 
maßgeblicher Mitarbeit der Volksorganisationen bestehen, noch auch 
der Kampf gegen die gutorganisierts „Volksfürsorge" energisch durch 
geführt werden konnte. Die weitere Entwicklung hat ja denn auch 
bewiesen, daß diese Bestrebungen die zweckmäßigeren waren und in 
der Volksbewegung die weitaus größere Zustimmung fanden. 
Die Zwischenverhandlungen. 
Nunmehr begannen die Verhandlungen zwischen den Beteiligten, 
und zwar zunächst mit dem ausschließlichen Zwecke, eine Vereinigung 
der beiden auseinanderstrebenden Teile herbeizuführen. An diesen 
Verhandlungen haben die nationalen Organisationen der Arbeiter 
schaft und des Mittelstandes lebhaften Anteil genommen. Der Unter 
ausschuß des „Deutschen Arbeiterkongresses" ist während dieser Zeit 
aufs eifrigste bemüht gewesen, die beiden Richtungen — öffentlich- 
rechtlich und privat — zusammenzuführen. Den privaten Lebens 
versicherungsgesellschaften kann das Verdienst nicht abgesprochen 
Werden, daß sie zu ihrem Teile redlich bestrebt gewesen sind, die 
Grundlage für eine Einigung zu schaffen. Von dem „Verband 
öffentlicher Lebensversicherungsanstalten" gilt dasselbe leider nicht; 
vielmehr steht aktenmäßig fest, daß der Verband, als er für seine 
Wünsche nicht die Zustimmung der maßgeblichen Beteiligten fand, 
eifrig bestrebt gewesen ist, die Sache hinzuzögern, und schließlich 
vollkommen versagt hat. 
Am 27. November 1912 versandte Geheimrat Kapp an 
die Arbeiter- und Arbeitgeberverbände, sowie an die sonstigen großen 
und gemeinnützigen wirtschaftlichen Organisationen ein Rundschreiben, 
in dem er den Inhalt der Verhandlungen vom 25. Nov. 1912 von den 
Tatsachen abweichend so darstellte, als ob diese Versammlung den 
„Verband öffentlicher Lebensversicherungsanstalten" als die geeignete 
Zentralstelle zur Durchführung der Volksversicherung empfohlen habe. 
Dieses Schriftstück rief bei allen denen, die am 25. November zu 
gegen gewesen waren, das größte Erstaunen hervor. Schon damals 
wurde an mehr als an einer Stelle die Ansicht laut, daß die Be 
strebungen des Herrn Kapp nur darauf ausgingen, die gemeinnützige 
Volksversicherung für die öffentlichen Anstalten zu monopolisieren, um 
so auch der öffentlichen großen Lebensversicherung neue Anhänger 
zu gewinnen. 
Gleichwohl aber gab die nationale Arbeiterschaft die Hoffnung 
noch nicht auf, eine Einigung zwischen den beiden Richtungen her 
beizuführen. Auf das Rundschreiben der öffentlichen Lebensversiche 
rungsanstalten vom 27. November 1912 antwortete der Verfasser, 
indeni er Geheimrat Kapp bat, am 10. Dezember 1912 zu einer 
Rücksprache mit den Vertretern des „Deutschen Arbeiterkon 
gresses'" im Reichstage zu erscheinen. Hierzu erklärte sich dieser be 
reit. Zugleich vereinbarte der Verfasser mit Herrn Blobel, daß man 
~ aber zunächst getrennt davon — auch mit einem Vertreter der 
Privaten Gesellschaften verhandeln wollte; man nahm hierzu den 
Generaldirektor des „Nordstern", Geheimen Regierungsrat Hackelöer» 
»
	        
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