DONAUKRAFTWERK YBBS-PERSENBEUG
Von Ingenieur Oskar Höhn.
Das größte Schiffahrtshindernis auf der öster-
teichischen Donau bildet der Greiner Struden.
Es ist dies eine Felsstrecke der Donau von 25 km
Länge mit großer Stromgeschwindigkeit. Die Fels-
sohle und die scharfen, unmittelbar aufeinander
‘olgenden Gegenbiegungen im Stromlauf bedingen
starke Querströmungen. Der Hößgang, ein Donau-
arm, der nur bei Hochwasser überströmt wird, ist
ein altes Flußgerinne am rechten Ufer beim Greiner
Struden, das die beiden Gegenbiegungen abschneidet.
Weitere schwierige Schiffahrtsverhältnisse bestehen
»berhalb und unterhalb des Greiner Struden; so
2ei Grein verursacht durch den Felsvorsprung des
Schwallecks am linken Ufer. Bei Grein ist der Strom
ıngefähr 300 Meter breit und wird plötzlich vom
‘inken Ufer her durch das Schwalleck auf 150 Meter
verengt. Unterhalb Struden bei St. Nikola sind
ebenfalls Schiffahrtserschwernisse vorhanden. Alle
liese genannten Schiffahrtshindernisse werden durch
die Erstellung des Kraftwerkes Yhbbs-Persen-
beug, dessen Konzessionierung bekanntlich eingeleitet
st, bedeutend gemildert und zum Teil behoben,
;ndem sie bei allen schiffbaren Wasserständen ein-
zestaut werden.
Der Aufstau der Donau erfolgt in Ybbs-Persen-
beug durch Erstellen eines beweglichen Wehres und
beträgt für die schiffbaren Wasserstände
beim Wehr. . ... . 5IOm bis 0°C0O m
in Sarmingstein . . .. I’S0O„ „ 565,
in Grein. ...... 0O'II„ „ 300,
ınd endigt bei Dornach-Ardagger am Ende der
Schluchtenstrecke. Zur Milderung der Schiffahrts-
hindernisse ist ferner im Hößgang des Greiner
Strudens die Eröffnung eines Schiffahrtskanales für
zweigeleisige Schiffahrt vorgesehen von 150 Meter
Wasserspiegelbreite und 3 Meter Wassertiefe unter
lem niedrigsten Stauspiegel.
Beim Greiner Schwall soll der Felsen an dem vor-
springendsten Punkte ungefähr 30 Meter landeinwärts
abgesprengt und die Straße entsprechend verlegt
werden. Auf diese Weise würden die für die Schiff-
ahrt heute sehr nachteiligen Geschwindigkeiten des
Stromes bedeutend verringert werden.
Der geplante Finstau ist aber wirtschaftlich und
praktisch nur in Verbindung mit Kraftnutzung
nöglich. Nur auf diesem Wege, im Zusammenhang
mit der Wasserkraftnutzung können die noch be-
stehenden großen Schiffahrtshindernisse längs des
ganzen Donaustromes — außer dem Greiner Struden
sind dies das Aschacher Kachlet und das Eiserne
Tor — behoben werden.
Was im Passauer Kadchlet bereits ausgeführt wurde,
soll nun bei Ybbs-Persenbeug hinsichtlich des
Greiner Strudens möglich gemacht und verwirklicht
werden.
Die Erstellung dieser geplanten Wehranlage er-
olgt am unteren Ende der Schluchtenstrecke der
Jonau bei Ybbs. Der Aufstau reicht bis an das
»bere Ende der Schluchtenstredkke, so daß von einer
ntegralen Kraftausnützung dieser Donaustrecke
zesprochen werden kann. Das bewegliche Stauwehr,
wie erwähnt, unmittelbar oberhalb der Stadt
(bbs nächst dem Schlosse Persenbeug ge-
egen, besteht aus vier Oeffnungen von je 48 Meter
Weite und zwischenliegenden Pfeilern von sieben
Meter Breite und 37 Meter Länge. Die Wehr-
Minungen werden durch die Grundschwelle mit dem
n der Höhe der Flußsohle liegenden Sturzbett von
15 Meter Länge gebildet. Der Stauwasserspiegel liegt
80 Meter über der Wehrschwelle. Der Aufstau
wird erreicht durch den Einbau von vier beweglichen
ınd versenkbaren Walzenverschlüssen von je 48 Meter
ichter Breite und 11'80 Meter Konstruktionshöhe.
Zur Abfuhr von Eis und Geschwemmsel können
die Wehrwalzen abgesenkt werden. Bei hohen Wasser-
;tänden werden die Walzen gehoben zwecks Ab-
‚eitung des Ueberschußwassers, das von den Turbinen
aicht verarbeitet wird. Bei größten Hochwässern
werden die Walzen ganz hochgezogen, so daß sie
selbst über das Katastrophen-Hochwasser vom Jahre
'501 hinaus zu liegen kommen.
Am rechten Ufer wird das Maschinenhaus ange-
ırdnet, mit sechs oder sieben Turbinen, die mit den
>eneratoren auf vertikaler Welle direkt gekuppelt
ind,
Die Gesamtleistung der Maschinen beträgt 145.000 PS,
wobei eine Wassermenge von 1800 sek/m? verarbeitet
vird. Diese Wassermenge wird durch ein 300 Meter
anges Einlaufbecken den: Turbinen zugeführt und
lurch das Auslaufbecken von eben solcher Länge der
Jonau wieder zugeleitet.
Am linken Ufer schließen sich direkt an das Wehr
zwei Schiffsschleusen von 230 Meter nutzbarer
„änge und 24 Meter Breite an. Als Abschlußorgane
ind im Oberhaupt Hubtore, im Unterhaupt Dreh-
"ore vorgesehen. Die Schleusungszeit beträgt etwa
30 Minuten.
Ueber die Turbinenausläufe, die Wehrpfeiler und
lie Schleusenmauern wölbt sich eine Straßen-
brücke von einem Ufer zum anderen mit acht bis
aeun Meter Fahrbahnbreite, wobei die Möglichkeit
der Erstellung eines Normalbahngeleises in der
Straßenfahrbahn der Brücke ins Auge gefaßt wird.
Ja das Maschinenhaus mit einem Transportgeleise
zur Westbahn ausgestattet wird, besteht gute Aus-
sicht, daß damit auch der erste Schritt zur Verwirk-