29
Körnerfrucht aufgefordert. Damit war für viele, namentlich kleinere
Landwirte eine starke Anregung zur Einschränkung des Nübenbaues
gegeben, zumal die Betriebsverhältnisse auf dem Lande selbst dazu
drängten. Denn die meisten Besitzer, Pächter und Betriebsleiter,
ebenso die Mehrzahl der Betriebsbeamten und Arbeiter waren im Felde.
Es fehlte auch an genügenden Gespannkräften, dazu ließ der Mangel an
künstlichem Dünger einen erheblich geringeren Ackerertrag befürchten.
Vor allem aber bot-der mit viel mehr Mühe und Arbeit verknüpfte
Zuckerrübenbau geringere Aussicht auf Bareinnahme als der Anbau
aller anderen, weniger Arbeit verursachenden Feldfrüchte. Die
Einschränkung des Rübenbaues stellte sich unter dem Zusammenwirken
dieser Einflüsse und Ursachen denn auch tatsächlich auf 32,4 Hundert
teile. Der Zuckerrübenanbau hatte im Jahre 1914 noch 543 710
Hektar in Anspruch genommen, diese Fläche war im Jahre 1915
auf 367 023 Hektar gesunken. Hinzu kam die außerordentliche
Trockenheit des Frühsommers 1915, die in vielen Gegenden eine
Mißernte zur Folge hatte und die Erzeugung auf 30 Millionen
Zentner, gegen etwa 50 Millionen Zentner einer Durchschnittsernte
aus den letzten Jahren vor dem Kriege, fallen ließ.
Immerhin blieben bei Beginn des Betriebsjahres 1915/16
noch erhebliche Bestände an Zucker, denen allerdings, bei dem zu
nehmenden Mangel an Fett, ein stark erhöhter Verbrauch gegenüber
stand. Schon im Herbst 1915 ließ sich erkennen, daß die Bestände
samt der neuen Erzeugung nicht viel weiter als zur Deckung des
Inlandsbedarfs gerade noch auslangen könnten. Es hieß daher für
die Steigerung des 1916er Rübenanbaues beizeiten Vorsorge zu
treffen. Dazu aber war es nötig, den Rübenpreis auf eine Höhe
zu bringen, die dem Wertstand aller anderen Ackerfrüchte angepaßt
war. Dies geschah zeitig im Frühjahr 1916 durch eine Verordnung,
die bei H e r a u f s e tz u n g des R o h z u ck e r p r e i s e s für den
Zentner von 12 auf 15 Mark eine allgemeine Rübenpreiserhöhung
von 45 Pfennig gegenüber dem im Betriebsjahre 1913/14 bezahlten
Rübenpreise anordnete, und die gleichzeitig dafür Sorge trug, daß
die aus der Rohzuckerpreiserhöhung von 3 Mark erzielten Gewinne
nicht den Fabriken verblieben, sondern vollständig den Rüben-
erzeugern zuflössen. Der Erfolg blieb nicht aus. Der im Jahre
1915 auf 367 023 Hektar -gesunkene Rübenanbau hat sich 1916
wieder um 10,6 Hundertteile, d. h. auf 406 068 Hektar gehoben.
Damit dürfte die Erzeugung für das laufende Wirtschaftsjahr
1916/17 zwar eine Höhe erreicht haben, die zu Besorgnissen keinen
Anlaß gibt, es aber immerhin notwendig machte, die Zuckerkarte und
die Einschränkung der zuckerverbrauchenden Industrie beizubehalten.