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Neben den sogenannten Gesellschafterrüben spielen eine große
Rolle die Kaufrüben, über deren Anbau und Bezahlung von den
Fabriken besondere Rübenanbauverträge mit den Landwirten ab
geschlossen werden. Hierher gehören auch die sogenannten über-
r ü b e n , d. h. diejenigen Rüben, die von Gesellschaftern über ihre
Anbauverpflichtung hinaus geliefert werden. Auch diese sind viel
fach am Gewinn der Fabrik in der einen oder anderen Weise be
teiligt. — Die folgende Übersicht zeigt das Verhältnis zwischen Eigen-,
Pflicht- und Kaufrüben.
1892—1893 1903—1994 1913—1914
ha ha ha
Eigenrüben 52 834 35 113 24 876
Aktien- und Pflichtrüben.... 118 819 162 195 298 272
Kauf- und llberrüben 180 362 219 569 299 695
Zusammen. ... 352 906 416 877 532 843
Die Eigenrüben weisen hiernach einen beträchtlichen Rückgang
aus. Ihr Anbau ist seit 1892/93 bis 1913/14 von 62 834 Hektar-
auf 24 876 Hektar, d. h. um 47 %, gefallen. Im gleichen
Zeitraum stiegen die • Pflicht- und Aktienrüben von 118 819
Hektar auf 208 272 Hektar, d. h. um 57 % , die Kauf- und
Überrüben von 180 362 Hektar auf 299 695 Hektar, d. h. um
60 %. Diese Zahlen weisen darauf hin, daß die Rohzucker-
industrie aus der Form des rein landwirtschaftlichen Nebenbetriebes
immer weiter herauszutreten und sich in industrielle Unternehmungen
umzuwandeln strebt, bei denen allerdings durch weitgehende Gewinn
beteiligung der Landwirte der Zusammenhang und die Jnteressen-
genieinschaft mit der Landwirtschaft erhalten bleibt. Da, wo bei
geringen Aktien- und Pflichtrübenmengen sich Interessengegensätze
zwischen Anbauern und Käufern herausgebildet haben, zumal in
Landesteilen mit kleinbäuerlicher Bevölkerung, in denen, wie z. B.
in Süddeutschland und am Rhein, 5- bis 6000 Rübeubauer auf eine
Fabrik entfallen können, haben sich die Folgen in unliebsamen
Streitigkeiten zwischen Fabriken und Landwirten bereits gezeigt.
Der Rübenbau ist sehr ungleich über die einzelnen Gegenden
Deutschlands verteilt, denn nicht alle Bodenarten eignen sich für eine
erfolgreiche Rübenkultur, obschon sich auf manchem Boden, den man
früher nicht mit Rüben bestellen zu können glaubte, bei geeigneter
Behandlung und Düngung jetzt hohe Erträge erzielen lassen. Die Über
sicht auf Seite 8/9 bietet einen Überblick über die Steigerung der Rüben-
anbaufläche seit 1908 und ihre Verteilung auf die einzelnen preu
ßischen Provinzen und Bundesstaaten und über die Zahl der in ihnen